Bezirksamt hat im Wirtschaftsausschuss die neue Struktur der Wagenburg auf dem Sand vorgestellt. Eine wahre Herkulesaufgabe.

Harburg. Was lange währt, wird endlich gut, lautet eine sattsam bekannte Binse. Ob sie auch für den Harburger Wochenmarkt gilt, soll sich spätestens im Sommer dieses Jahres beweisen. Dann nämlich soll der Wochenmarkt eine völlig neue Struktur erhalten. So jedenfalls versprachen es auf der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Dienstagabend namhafte Vertreter des Bezirksamtes.

Gutachten zu dem leidigen Dauerthema gab es in der Vergangenheit schon zur Genüge. Das größte hatte die HafenCity Universität Hamburg bereits 2010 vorgelegt - im Auftrage der Harburger Verwaltung. Für 25.000 Euro waren Probleme und Potenziale des Wochenmarktes analysiert und ein "Handlungskonzept zur Attraktivitätssteigerung" entwickelt worden.

Im Nachgang wurde dann im Vorjahr das Planungsbüro arbos beauftragt, eine "gestalterisch-funktionale Lösung" für die Anordnung der Wagenburg zu finden. Erklärtes Ziel sei es zudem gewesen, dem Markt ein "geschlosseneres Bild" zu geben, sprich, ihn "räumlich besser einzufassen", wie Projektleiter Günter Greis wissen ließ.

Eine wahre Herkulesaufgabe, wie sich angesichts der äußerst inhomogenen Marktbeschicker-Gemeinde denken lässt. Nicht einmal die Hälfte aller Stammbeschicker ist in der Werbegemeinschaft Wochenmarkt organisiert. Zudem sind nicht alle bis zu 50 Anbieter an allen sechs Markttagen präsent. Da gibt es naturgemäß des Öfteren Gemoser über den optimalen Standplatz.

Um dem Markt auch an frequenzschwächeren Tagen mit teilweise großen Lücken ein attraktiveres Aussehen zu geben, haben die Landschaftsarchitekten von arbos nun vorgeschlagen, die Grundaufstellung um 90 Grad zu drehen. Künftig sollen die Gänge also nicht mehr parallel zum Bolero-Komplex angeordnet sein, sondern parallel zum Edeka-Markt. Überdies wird es statt eines Hauptganges künftig drei größere Wandelgassen, links und rechts flankiert von zwei breiteren Rettungswegen geben.

"Wir waren bestimmt ein Dutzend Mal auf dem Markt, haben mit jedem einzelnen Händler gesprochen", versichert Greis. Die Art des Standes, also Selbstfahrer oder Campingtisch, das Sortiment, ob Ware gekühlt werden müsse oder nicht, buchstäblich alles sei analysiert worden. Mehrere bunte Exeltabellen und bis zu 20 verschiedene Anordnungsvarianten sind daraus entstanden. "Letztlich sind wir zu einer Struktur gekommen, die auch der je nach Wochentag stark variierenden Anzahl von Ständen Rechnung trägt", sagt Greis. Der Markt habe jetzt einen Kernbereich und eine gen Bolero ausdehnbare Erweiterungszone.

Das größte Problem aber war offenbar die Anordnung der einzelnen Sortimente selbst. "Die Marktbeschicker sind halt ein ganz eigenes Klientel", wie es Dr. Armin Ackermann, Leiter des Fachamtes für Verbraucherschutz, wenig schmeichelhaft formulierte. "Wichtig war uns, dass die attraktiven Sortimente im Zentrum des Marktes und nicht an den Eingängen angeordnet werden", sagte Henner Schönecke, einer von fünf Obleuten der Marktbeschicker dem Abendblatt: "Dabei zu einem Optimum zu kommen, das alle zufrieden stellt, ist praktisch unmöglich."

Als Kompromiss werden jetzt allen Marktbeschickern neue Standorte zugewiesen. Angeblich sei man sich mit allen Anbietern außer einem Obst- und Gemüsehändler einig geworden, ließ Marktplaner Günter Greis verlauten. Dabei handelt es sich offenbar um Otto Jürgens, der mit seinem Stand auf die Nähe der Edeka-Garage angewiesen ist, wo er seinen Anhänger seit vielen Jahren parkt. Wie das Abendblatt erfuhr, haben indes mindestens weitere drei Händler andere Plätze angemahnt.

Als viel gravierenderes Problem sieht Obmann Schönecke derweil die leidige Parkplatzfrage. Wie Gerrald Boekhoff vom Fachamt für das Management des öffentlichen Raumes mitteilte, werden Anfang April die Parkausweise für die neue Stellfläche unter der Seehafenbrücke ausgegeben. Spätestens zum 8. April sollen die Händler dann die Parkplätze am Sand für Kunden freigeben. "Mit dieser Lösung können sich einige Kollegen nach wie vor nicht anfreunden", sagt Schönecke und erwartet weitere Diskussionen.