Die Aufwertung des Stadtteils Wilhelmsburg ist ein spannendes städteplanerisches Experiment. Von "oben" gesteuert und mit den Instrumenten Internationale Bauausstellung und Internationale Gartenschau in die Tat umgesetzt, sollen die negativen Folgen des Phänomens Gentrifizierung im Keim erstickt werden. Hamburgs Stadtplaner meinen, die Kräfte eines zügellosen Immobilenspekulantentums bändigen und eine Verdrängung der einkommensschwachen Einheimischen aus ihrem Quartier verhindern zu können.

Dass der Wohnungsmarkt auf den Elbinseln überwiegend in den Händen einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft und von Baugenossenschaften liegt, gilt als Trumpf gegenüber Immobilienhaien, dass Gentrifizierung beherrschbar verlaufen könne.

Dass Sozialberater, die jeden Tag mit den Ärmsten und Schwächsten auf den Elbinseln zu tun haben, jetzt auf einen offenbar zusammengebrochenen Wohnungsmarkt und steigende Mieten hinweisen, muss den Stadtplanern ein ernsthaftes Alarmzeichen sein, dass ihr Experiment einer sozialverträglichen Gentrifizierung aus dem Ruder laufen könnte.

Wilhelmsburg braucht offenbar Wohnungsbau. Und das schnell. Und ohne Staffelmieten. Einheimische berichten, dass alteingesessene Migrantenfamilien inzwischen nach Billstedt abwandern würden - weil dort die Mieten niedriger seien. Ist Gentrifizierung wirklich beherrschbar?