Hermann Knoflacher legt Zwischenbericht zur geplanten neuen Wilhelmsburger Reichsstraße vor

Wilhelmsburg. In seinem ersten Zwischenbericht rät der österreichische Verkehrsplaner Hermann Knoflacher, die verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße anders zu gestalten als bisher geplant. Der bekannte Autokritiker aus Wien empfiehlt eine deutlich schmalere Straße ohne Standstreifen und ein niedrigere zulässige Höchstgeschwindigkeit. Die jetzigen Planungen sehen Tempo 80 und eine 28 Meter breite Trasse vor.

Aus Sicherheitsgründen rät der Experte in seinem 20 Seiten umfassenden Papier von dem geplanten Querschnitt ab. Knoflacher hält den Sicherheitsabstand zu den Bahngleisen für "bedenklich gering". Die Gesamtrisikobewertung weist seiner Meinung nach ein nicht akzeptables Risiko aus. Um die Zunahme des Autoverkehrs in Wilhelmsburg zu verhindern, so heißt es weiter in dem Zwischenbericht, dürfe die verlegte Reichsstraße nicht für den Verkehr "attraktiver" ausgestaltet werden als der Bestand.

Das Bürgerbeteiligungsgremium des Bezirkes Hamburg-Mitte zur Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße hat sich am Montagabend nach zähem, viereinhalb Stunden langen Ringen um einen möglichst breiten Kompromiss auf seine vorläufigen Empfehlungen geeinigt. Demnach schlägt das von Bürgerinitiativen dominierte Gremium eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern für Pkw und Lkw vor. Hermann Knoflacher hatte sogar Tempo 40 für möglich gehalten, ohne dass die Leistungsfähigkeit der Straße darunter leiden würde.

Von einer konkreten Empfehlung zur Querschnittsbreite sieht das Bürgerbeteiligungsgremium ab. Eine vorbereitende, kleine Arbeitsgruppe hatte 19 Meter vorgeschlagen. Das Gremium einigte sich am Montag darauf, die schmalste und unter Sicherheitsaspekten sinnvollste Lösung zu fordern.

Wie die genau aussehen könnte, soll Hermann Knoflacher in den nächsten Wochen ausarbeiten. Das Bürgerbeteiligungsgremium will aber eine deutlich schmalere Straße als bisher geplant und eine sogenannte Gleitwand wie zurzeit auf der alten Reichsstraße und keinen Mittelstreifen.

Die große Mehrheit des Gremiums und der Wiener Gutachter lehnen Standstreifen ab. Ihrer Meinung nach würden diese die Sicherheit nicht erhöhen. Nothaltebuchten würden ausreichen. Die beiden Vertreter der Wirtschaftsunternehmen dagegen halten Standstreifen für unerlässlich. Mit einem nur 19 Meter breiten Querschnitt würde eine "irrwitzige Straße" entstehen, kritisiert Hans-Dieter Wilde vom Transportunternehmen Wallmann & Co. in Wilhelmsburg. Die Fahrspur sei zu schmal. Lkw-Fahrer würden dann nur einen Spielraum von 20 Zentimetern nach links und rechts haben, was zu unsicher sei.

Die Bürgerinitiativen hoffen, dass die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte am 20. Dezember die Positionen des Bürgerbeteiligungsgremiums als eigenen politischen Beschluss übernimmt. Dann solle sich der Hamburger Senat damit befassen, um möglicherweise doch noch eine Planänderung für den Bau der verlegten Wilhelmsburger Reichsstraße herbeizuführen.