36-Jähriger wurde verdächtigt, vor zwei Wochen seine schwangere Ehefrau erwürgt zu haben

Stade. Zwei Wochen nach dem gewaltsamen Tod seiner 24 Jahre alten Ehefrau und seines noch ungeborenen dritten Kindes ist nun auch der Mann aus dem Leben geschieden, der der Bluttat verdächtigt wird: Der Taxifahrer Yildiray A., 36, aus Stade hat am späten Dienstagvormittag in der Untersuchungshaft Selbstmord begangen. "Er ist tot", bestätigt Kai Thomas Breas, Sprecher der Stader Staatsanwaltschaft, auf Abendblatt-Anfrage. "Der Tatverdächtige hat sich im Haftraum erhängt", sagt auch Gabriele Bröcher, Sprecherin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Uelzen.

Zu der gehört auch das Stader Gefängnis, das zu Beginn des kommenden Jahres geschlossen wird - eine winzige Haftanstalt mit nur 26 Plätzen, fast immer voll belegt. Hier saß Yildiray A. ein, nachdem er am Nachmittag des 15. November festgenommen worden war - dringend tatverdächtig, seine 24 Jahre alte Ehefrau erwürgt zu haben. Zeynep A., im sechsten Monat schwanger, war wenige Stunden zuvor in der gemeinsamen Wohnung an der Grünendeicher Straße tot aufgefunden worden.

Yildiray A. schwieg zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, und das bis zuletzt. Als der Mann, mit dem er sich in Stade eine Doppelzelle teilte, am Dienstagvormittag in den Besucherraum geführt wurde, "passierte es", wie sich JVA-Sprecherin Bröcher ausdrückt. Über die genauen Umstände des Selbstmords möchte sie keine Angaben machen. "Der Mann ist nicht erkennbar suizidgefährdet gewesen", sagt sie.

Die Leiche soll nun obduziert werden. "Das ist üblich bei Personen, die in staatlicher Obhut versterben", sagt Staatsanwalt Breas. "Zurzeit gibt es aber überhaupt keine Anhaltspunkte für Fremdverschulden."

Was die Suche nach dem Motiv für die Bluttat an Ehefrau und ungeborenem Kind betrifft, ist sich die Anklagebehörde inzwischen ziemlich sicher: Zeynep A. wollte sich von ihrem Mann trennen. Dieser Entschluss stand offenbar im Zusammenhang mit einem aktuellen Strafverfahren, in dem sich der 36-Jährige gerade vor dem Amtsgericht Buxtehude verantworten musste. Die Anklage lautete auf sexuelle Nötigung. Staatsanwalt Breas: "Am 18. September vergangenen Jahres soll der jetzt Verstorbene als Taxifahrer während einer Tour von Stade nach Harsefeld versucht haben, eine junge Frau auf einem abgelegenen Parkplatz kurz vor Harsefeld zu küssen und ihre Hand zwischen seine Beine zu führen."

Norbert Aping, Direktor des Amtsgerichts Buxtehude, sagt: "Am ersten Verhandlungstag war auch die Ehefrau des Angeklagten als Zeugin gehört worden. Sie sollte berichten, wie ihr Mann so drauf sei." Der Angeklagte, nicht vorbestraft, habe die Tat bestritten, seine Frau vom Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch gemacht.

War Zeynep A. nicht von der Unschuld ihres Mannes überzeugt? Wollte sie ausziehen, die gemeinsamen Söhne, acht und fünf Jahre alt, mitnehmen? Diese Fragen werden nicht mehr geklärt werden: Das Ermittlungsverfahren wird "wegen Todes des Beschuldigten eingestellt". Die Söhne des Paares sind nun in der Obhut des Stader Jugendamtes.