Die Gemeinde berät ihre Anwohner, die Einwendungen gegen das Vorhaben erheben wollen. 22 Hektar große Tank- und Rastanlage geplant.

Meckelfeld. "Wir wollen uns nicht gefallen lassen, was da hinter unserem Rücken gemauschelt wird", sagt Angelika Gaertner. "Denn ausgetragen werden die Probleme mit dem Mega-Rastplatz im Moorgebiet auf unseren Rücken." Die Anwohnerin des Seevetaler Gemeindeteils Meckelfeld will zusammen mit möglichst vielen anderen Nachbarn verhindern, dass nordöstlich des Regionalbahnhofs Meckelfeld an beiden Richtungsfahrbahnen der Autobahn 1 eine mehr als 22 Hektar große Tank- und Rastanlage mit zwei Betriebsgebäuden und Parkplätzen für 255 Lkw, 24 Busse und 311 Autos aus dem Boden gestampft wird.

Wie berichtet, können die Pläne für das Bauprojekt "Rastanlage Elbmarsch" im Hittfelder Rathaus der Gemeinde Seevetal eingesehen werden. "Wir beraten Bürger, die eine persönliche Einwendung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens erheben wollen", sagt Ulrich Sauck, stellvertretender Ortsbürgermeister von Meckelfeld / Klein-Moor. "Gegen dieses Vorhaben sind sowohl die betroffenen Anwohner als auch die Verwaltung und Politik auf Orts- und Gemeindeebene." Noch bis Dienstag, 18. Dezember, können alle Betroffenen schriftlich protestieren. Wichtig ist dabei die Formulierung "Ich erhebe Einwendung". Adressat ist die Gemeinde Seevetal, Kirchstraße 11, 21218 Seevetal oder die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Dezernat 33, Auf der Hude 2, 21339 Lüneburg. Grünen-Lokalpolitiker Rainer Weseloh aus dem nahen Ortsteil Friesenwerdermoor bastelt derzeit an einer Internetseite mit Vordrucken und Textbausteinen, mit denen Bürger die Planfeststellungsbehörde auf ihre individuellen Negativfolgen wie Lärm oder Wertminderung ihrer Wohnimmobilien hinweisen können. "Wir wollen jetzt sehr kurzfristig eine Bürgerinitiative gegen die geplante Tank- und Rastanlage gründen." Möglichst viele Einwohner aus Meckelfeld, aber auch Over und Glüsingen sollten die Initiative durch eigene Einwendungen unterstützen. "Seevetal hat als Standort für drei Bundesautobahnen, drei Eisenbahnlinien und dem größten Rangierbahnhof Europas Leistungen für die Metropolregion Hamburg erbracht, die weit über das normale Maß hinausgehen", so Weseloh weiter. "Allein deshalb ist die Rastanlage - wo auch immer in Seevetal - abzulehnen."

Dass der Ersatz für die oft überfüllte A 1-Rastanlage Stillhorn ausgerechnet wenige Hundert Meter hinter der Landesgrenze zu Hamburg entstehen soll, ist für Grünen-Politiker Weseloh kein Zufall. "Warum ist das dortige Gelände nicht nach Osten hin erweiterbar und warum wurden die privat betriebenen Autohöfe Moorfleet und Georgswerder nicht in der Planung berücksichtigt?" Weil er von den Ingenieuren der zuständigen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr keine Antworten auf diese Fragen bekommen hat, misstraut er ihren Auswahlkriterien. "Wir wollen in die Karten der Planer schauen." In Analogie zum "kiebitzen" genannten Blick ins Blatt eines Skatspielers wählte Weseloh den Kiebitz zum Symbol der neuen Bürgerinitiative. "Außerdem ist der Vogel oft hier in den Feuchtwiesen zu sehen."

Dass der Bodenbrüter oder andere Tiere demnächst einen Bogen um die Elbmarschwiesen machen werden, erwartet Astrid Vieth nicht. "Es verbleiben keine nachteiligen Umweltauswirkungen", sagt die Gesellschafterin des beauftragten Ingenieurplanungsbüros IPW. Um die notwendigen Eingriffe in die Natur zu kompensieren, soll unter anderem ein Graben an der Westseite der Rastanlage neu angelegt werden. Dorthin soll unter anderem das Bachneunauge umgesiedelt werden. Und als Ersatz für 31 abzuholzende Bäume entlang des zu verlegenden Weges Giebelortsdamm werden 62 Weiden gepflanzt. Zwei Kilometer östlich der geplanten Rastanlage werden rund 31 Hektar Grünland, das derzeit intensiv bewirtschaftet wird, wieder in seinen natürlichen Zustand versetzt.

Um die Bewohner der wenige Hundert Meter entfernt liegenden Siedlung vor noch mehr Verkehrslärm zu schützen, soll nach der voraussichtlich zweijährigen Bauzeit eine 474 Meter lange, bis zu acht Meter hohe und mit Gehölz bepflanzte Lärmschutzwand errichtet werden. Doch das ist Volkart Schmiedel zu wenig. "Ich brauche bereits heute nur das Fenster zu öffnen und höre schon die Autobahn", sagt der 77 Jahre alte Anwohner des Kornblumenwegs. "Wir Meckelfelder sind bereits dermaßen durch die Transitstrecken von und nach Hamburg belastet, dass es nicht mehr zu ertragen ist." Durch die Rastanlage Elbmarsch würden Lebensqualität und Immobilienwerte in seiner Nachbarschaft weiter sinken.

Um sich über seine Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung an dem Projekt zu informieren, studierte Schmiedel die Unterlagen, die noch bis Dienstag, 4. Dezember, in Zimmer B 214 des Seevetaler Rathauses ausliegen. Die dortige Verwaltung unterstützt interessierte Besucher mit Auskünften. "Der Gemeinderat hat beschlossen, die geplante Rastanlage abzulehnen und auch selbst umfangreiche Einwendungen zu erheben", sagt Günter Schwarz. Der Seevetaler Bürgermeister weiter: "Ich würde es sehr begrüßen, wenn auch der Landkreis Harburg eine ablehnende Stellungnahme zu dem Vorhaben abgibt." Er hat angeregt, dass sich der Bau- und Planungsausschusses des Harburger Kreistags bei seiner heutigen Sitzung um 15 Uhr im Winsener Kreishaus mit dem Thema befasst.

www.rastplatz-im-moor.de