Die Krankenhäuser Buchholz und Winsen könnten 2013 rote Zahlen schreiben, daher fordern die Geschäftsführer nun mehr Geld.

Winsen/Salzhausen. Die finanzielle Situation der Krankenhäuser in der südlichen Metropolregion Hamburg ist dramatisch angespannt. "Die wirtschaftliche Lage der Kliniken im Landkreis Harburg ist sehr bedrückend", sagte der stellvertretende Landrat und niedersächsische Landtagsabgeordnete Norbert Böhlke (CDU) am Mittwoch im Winsener Kreishaus. Böhlke wörtlich: "Südlich von Hamburg brennt die Heide."

Immer mehr niedersächsische Krankenhäuser schreiben rote Zahlen. "Mehr als 40 Prozent mussten im Geschäftsjahr 2011 Verluste hinnehmen", sagte der Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, Helmut Fricke. "Im Jahr 2012 wird die Lage noch schwieriger."

Beispiel Krankenhaus Salzhausen, das einzige genossenschaftliche Krankenhaus in Deutschland: Vergangenes Jahr verbuchte es einen Fehlbetrag von 420.000 Euro. Auch in diesem Jahr werde es "eine Verlustsituation geben", sagte Verwaltungsdirektor Ulrich Magdeburg. Die Salzhäuser Klinik hatte am Dienstag vergangener Woche Insolvenzantrag beim Amtsgericht Lüneburg gestellt. Zwei Tage später hatte die Insolvenzabteilung das so genannte Schutzschirmverfahren genehmigt. Das Gericht geht davon aus, das die Sanierung des Krankenhauses nicht offensichtlich aussichtslos ist.

Rosig sieht es auch bei den landkreiseigenen Krankenhäusern Buchholz und Winsen nicht aus. 2011 schrieben sie noch ein Plus von 1,8 Millionen Euro. 2012 werde das Ergebnis "zwischen null und 200.000 Euro plus liegen", sagte Geschäftsführer Norbert Böttcher dem Abendblatt. "Wenn die Ungerechtigkeiten und Fehlanreize im Vergütungssystem nicht beseitigt und eine angemessene Finanzierung der Personal- und Sachkosten in den Krankenhäusern erreicht werden kann, werden unsere beiden Kliniken im kommenden Jahr rote Zahlen schreiben."

Auch das Städtische Klinikum Lüneburg erzielte 2011 einen Überschuss von knapp einer Millionen Euro. "In diesem Jahr werden wir eine rote Null bis minus 100.000 Euro schreiben und im kommenden Jahr voraussichtlich wieder minus 100.000 Euro", sagte Geschäftsführer Dr. Michael Moormann dem Hamburger Abendblatt.

Wegen der klammen Lage unterstützen die Krankenhäuser Buchholz, Winsen und Salzhausen, das Städtische Klinikum Lüneburg, die Waldklinik Jesteburg und das Evangelische Krankenhaus Ginsterhof die Niedersächsische Allianz für die Krankenhäuser - eine gemeinsame Erklärung von 16 Verbänden zur Verbesserung der Krankenhausfinanzierung. "Wir brauchen mehr Geld für Personal, Medizinprodukte und Instandhaltung", sagte Moormann.

Im Kampf um das Krankenhaus Salzhausen sieht Dr. Andreas W. Schneider, der ärztliche Sprecher, indes realistische Chancen für den Fortbestand. Die Klinik erfülle alle Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Sanierung. "Richtig ist, dass sich das Krankenhaus momentan in einer angespannten finanziellen Situation befindet", sagte Schneider. Verantwortlich dafür sei vor allem ein Rückgang bei den Einnahmen. Doch dafür gebe es nachvollziehbare Gründe: "Der Bau des neuen Operationstraktes im Vorjahr hat zu erheblichen Beeinträchtigungen geführt, wodurch sich viele Patienten für andere Krankenhäuser entschieden haben." Das Patientenaufkommen jetzt wieder deutlich zu steigern, sei deshalb eine vordringliche Aufgabe.

Dafür sieht Schneider gute Ausgangsbedingungen. Vor allem durch die neuen Operationsräume, die dem aktuellsten Stand der Medizintechnik entsprächen. Um sie bestmöglich auszulasten, sollen in den nächsten Monaten neue Spezialisten ans Krankenhaus geholt werden, die auch das Spektrum der medizinischen Leistungen erweitern. Am Krankenhaus Salzhausen gibt es nur drei Fachbereiche: die Hauptabteilungen Innere Medizin und Chirurgie sowie die Urologie als Belegabteilung dreier niedergelassener Urologen, zu denen auch Schneider gehört.

Die Abteilung Inneres deckt zwar die Basisversorgung in der gesamten Inneren Medizin ab und hat sich in den vergangenen Jahren auch verstärkt der Diagnostik und Therapie von Lungenerkrankungen verschrieben. Doch will sich das Krankenhaus gerade in der Disziplin Inneres zukünftig noch breiter aufstellen. Überdies sei eine Zusammenlegung von Stationen angedacht. "Dabei geht es nicht um Personaleinsparungen, sondern um eine effizientere Raumauslastung", sagte Schneider.

Aus Sicht des Urologen sind die Prognosen für das traditionsreiche, 1897 gegründete Krankenhaus auch deshalb positiv, weil Land und Kommune ein hohes Interesse am Erhalt der Einrichtung haben dürften. Das Land, weil die Klinik ein entscheidender Faktor bei der flächendeckenden Gesundheitsversorgung im Landkreis ist. Die Kommune, weil die Klinik mit 180 Arbeitsplätzen größter Arbeitgeber im Ort ist. "Solche erstklassigen Facilities gibt man nicht auf", sagte Schneider.