Leuphana Universität wirbt bei jungen Leuten mit fremden Wurzeln für den Lehrerberuf

Lüneburg . Als Larissa Ginz mit acht Jahren aus einem russischen Dorf nach Osnabrück kam und zum ersten Mal den Klassenraum einer deutschen Grundschule betrat, sprach sie kein Wort der fremden Sprache. Förderunterricht? Integration? Gab es nicht. Nun will die junge Frau ihr Abitur machen und selbst Grundschullehrerin werden. Unterstützung für ihre Pläne holte sich die 17-Jährige an der Leuphana Universität Lüneburg.

Dort liefen bis gestern die Projekttage "Schülercampus: Mehr Migranten werden Lehrer", initiiert von der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Ziel ist mehr Heterogenität vor der Tafel, wie Julia Webersik, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektkoordinatorin der Uni, sagt: "Wir leben in einer mehrkulturellen Gesellschaft, und es ist schade, dass sich das nicht auf beiden Seiten in der Schule wiederfindet. Wünschenswert wäre, wenn es ganz normal wäre, dass auch Lehrer einen Migrationshintergrund haben und es mehr von ihnen gäbe."

Pädagogen mit ausländischen Wurzeln können Vorbild und Vertraute sein für Kinder und Jugendliche, die eine ähnliche Geschichte haben. Mögliche eigene Erfahrungen von Lehrern können den Draht zu den Schützlingen enger machen, das Verständnis erleichtern. Das denkt auch Larissa Ginz. "Ich selbst hatte keine schöne Grundschulzeit, obwohl das eine aufregende, tolle Zeit sein kann. Daher möchte ich anderen Kindern die Möglichkeit geben, die Zeit zu genießen, möchte sie fördern und fordern." Larissa hat die Realschule besucht und wird 2014 ihr Abitur an einem beruflichen Gymnasium mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik machen - nur wo sie danach studieren wird, weiß sie noch nicht.

Auch Nilay Horoz, 18, weiß schon lange, dass sie Kinder unterrichten möchte. Selbst Spross einer Arbeiterfamilie ohne akademischen Hintergrund, ist sie zwar in Deutschland geboren, Eltern und Großeltern kommen aber aus der Türkei und Syrien. Sie spricht Deutsch, Türkisch, Arabisch und Englisch und wuchs auf mit dem "Privileg, nie ausgeschlossen worden zu sein" - hat Ausgrenzung aber bei Mitschülern erlebt. Nächstes Frühjahr macht Nilay ihr Abitur an der Kooperativen Gesamtschule, deren Realschulzweig sie vorher besucht hat - dann geht's zur Uni.

Während der Lüneburger Projekttage haben die Schülerinnen auch über mögliche Probleme in ihrem Wunschberuf gesprochen, erzählt Nilay. "Zum Beispiel, dass Eltern uns nicht akzeptieren könnten und sich fragen, ob wir denn überhaupt richtig Deutsch können. Doch ich denke, dass diese Probleme zu lösen sind, wenn man sich ihrer bewusst ist."