Zahl der Diebstähle am Bahnhof Neu Wulmstorf ist gestiegen. CDU schlägt Errichtung eines Parkhauses mit Chipkarten-Zugang vor.

Neu Wulmstorf. Ein Dach über dem Kopf, das vor Wind und Wetter schützt, und mehr Sicherheit für Hab und Gut - das wünschen sich nicht nur die Fahrradfahrer, die von der S-Bahn-Station in Neu Wulmstorf jeden Tag zur Arbeit beispielsweise nach Hamburg pendeln. Der Schutz für das eigene Rad der Neu Wulmstorfer drängt heute um so mehr, da sich die Zahl der Fahrraddiebstähle deutlich erhöht hat. Auch im Park-and-ride-Test des Hamburger Abendblatts ist der Tester zu dem Ergebnis gekommen, dass mehr für die Sicherheit der Fahrräder in Neu Wulmstorf getan werden muss.

Jan Lüdemann von der CDU findet, dass mehr Service für die Radler zum guten Ton der Gemeinde gehören sollte. Der Christdemokrat regt nun an, ein Fahrrad-Parkhaus an der Bahnhofstraße zu bauen. Sein Antrag stößt bei den anderen Fraktionen allerdings noch auf Skepsis. Joachim Franke, Fraktionsvorsitzender der Grünen, bezweifelt, dass sich ein solches Parkhaus rechnet, da die Zahl der Fahrradfahrer in Neu Wulmstorf dafür nicht ausreiche. "So etwas funktioniert in Münster, aber nicht in Neu Wulmstorf", sagt er. Seiner Meinung nach sollte es mehr von den abschließbaren Fahrrad-Boxen am Bahnhof geben. Ähnlich argumentiert der SPD-Fraktionsvorsitzende Tobias Handtke. Ihm fehlen zudem unter anderem Erfahrungswerte aus anderen Städten mit solchen Fahrrad-Parkhäusern und ein Finanzierungsmodell.

Jan Lüdemann schwebt ein Gebäude wie beispielsweise in Oldenburg vor. Dort läuft das Abstellen der Fahrräder über ein elektronisch geschütztes System mit Schranke. Die Radler zahlen maximal 30 Euro pro Jahr und bekommen eine Chipkarte, mit der sie Zugang ins Fahrradzentrum in Oldenburg bekommen. Ein solches Parkhaus ist in etwa mit dem eines Auto-Parkhaus vergleichbar. "Was die Konstruktion betrifft, sind wir nicht festgelegt. Es muss nur sicher und zweckmäßig sein - und darf natürlich nicht allzu viel kosten", sagt Jan Lüdemann.

Er hält eine Kostenbeteiligung für die Eigentümer der Fahrräder für unumgänglich und geht davon aus, dass die auch die Betriebskosten deckt. "Dadurch, dass nur das Personal Zutritt zu den Abstellplätzen hätte, würde es zu einer Verbesserung der Sicherheit rund um den Bahnhof kommen", ist Lüdemann sicher.

Als Betreiber käme der Pächter des Kiosks in Frage, die LEA. Geschäftsführer Heiner Albers ist an der damit verbundenen Aufgabe sehr interessiert. "Ich stehe dem Vorschlag sehr offen gegenüber", sagt Albers. Derzeit verwalten er und sein Team die zwei abschließbaren Fahrrad-Sammelboxen, in denen für je drei Euro pro Monat etwa 40 Fahrräder untergebracht werden können. Die Warteliste für einen Stellplatz ist beinahe doppelt so lang. "Der Bedarf ist da. Und die Leute, die bei uns anfragen, wären durchaus bereit, auch ein wenig mehr für einen guten Service zu bezahlen."

Auch wenn die anderen Fraktionen die Idee der CDU nicht mit vorbehaltloser Begeisterung aufnehmen, ist klar, dass die gestiegene Zahl der Diebstähle in Neu Wulmstorf zum Problem geworden ist. Seitdem die Gemeinde die neue S-Bahn-Haltestelle an der Bahnhofstraße 2007 fertiggestellt hat, halten Fahrraddiebe die Polizeibeamten aus Neu Wulmstorf auf Trab. 2010 nahmen sie beispielsweise 100 Anzeigen auf; 2011 waren es 131. In diesem Jahr sind es schon jetzt 141. Davon waren 45 Drahtesel am S-Bahnhof abgestellt. "Die Täter kommen mit der Bahn hierher, knacken die Schlösser auf und steigen mit dem Rad wieder in die Bahn", sagt Polizeioberkommissar Volker Worms.

Das hat sich auch schon beim Fahrradhändler Hauschild in Neu Wulmstorf bemerkbar gemacht. Die Inhaberin Christa Hauschild hat bemerkt, dass der Trend nun schon zum Zweitrad geht. Ihre Kunden lassen sich lieber ihren alten Drahtesel noch mal reparieren und stellen ihn am Bahnhof ab. Das teure Rad aber bleibt zu Hause.

Das hat aber nicht dazu geführt, dass die Zahl der Diebstähle abreißt. "Die Zahlen steigen ständig weiter an", sagt Polizeioberkommissar Volker Worms. Der S-Bahnhof sei ein beliebter Tatort für Fahrraddiebe.