Immer mehr Wehren generieren mit Kindergruppen ihren Nachwuchs. Sechs- bis Neunjährige lernen im Spiel etwas über Brandschutz.

Drage/Tespe. Die Kleinen sind die große Hoffnung der Feuerwehren im Landkreis Harburg: Mit Kinderabteilungen versuchen immer mehr Feuerwehren, sich den dringend benötigten Nachwuchs an Ehrenamtlichen zu sichern. In den Gruppen sollen Sechs- bis Neunjährige spielerisch mit der Arbeit der Feuerwehrleute vertraut gemacht werden. "Einige Feuerwehren haben bereits Nachwuchssorgen, so wollen wir gegensteuern", sagt Lutz Wreide, Sprecher der Feuerwehr Samtgemeinde Elbmarsch, unter deren Dach allein drei der mittlerweile zehn Kinderfeuerwehren gegründet wurden. "Bisher konnten wir erst Kinder ab zehn Jahren in die Jugendfeuerwehren aufnehmen. In dem Alter sind viele aber schon in Sportvereinen aktiv und wir kommen nur noch schwer an sie ran." Kinderfeuerwehren würden für die Nachwuchsförderung deshalb immer wichtiger.

Den Anfang machte vor fünf Jahren die Feuerwehr Drage mit damals elf Kindern. Mittlerweile treffen sich 19 Kinder einmal im Monat für zwei Stunden, um gemeinsam zu spielen, zu toben und dabei auch noch etwas über Brandschutz zu lernen. "Wir bringen ihnen spielerisch bei, was passieren kann, wenn ein Feuer ausbricht", sagt Kinderwartin Manuela zu Jeddeloh, 29, die von Anfang an dabei ist. "Denn jeder kleine Junge kokelt ja gern." Trockene Theorie wird hier allerdings nicht gepaukt. Denn wird es den Kindern zu langweilig, sind sie mit ihrer Aufmerksamkeit schnell woanders. Da die großen Geräte für die kleinen Kinder aber noch tabu sind, greifen die Betreuer auch mal zum Gartenschlauch für eine Wasserschlacht im Sommer. Und erst kürzlich durften die Kinder mit, als Hydranten wetterfest gemacht wurden. "Sie durften zusehen und mithelfen. Die größeren haben den kleineren Kinder erklärt, was zu tun ist", sagt zu Jeddeloh. Die achtjährige Leonie weiß noch, wofür der sogenannte Standrohrschlüssel gut ist. "Damit kann man den Hydranten aufdrehen." Und Samantha erzählt, was sie über den Notruf gelernt hat: "Ich muss dem Mann in der Leitstelle sagen, was brennt." Demnächst geht es um Erste Hilfe, dann soll viel rote Tusche zum Einsatz kommen.

"Es muss anschaulich und beeindruckend sein", sagt der stellvertretende Kinderwart Daniel Storbeck. Der 29-Jährige ist überzeugt, dass der frühe Kontakt zur Feuerwehr den späteren Einstieg in die aktive Arbeit enorm erleichtert. "Es ist heute leider nicht mehr selbstverständlich, ein Ehrenamt zu übernehmen. Wer da nicht früh reinwächst, kann sich das nur schwer vorstellen." Das Problem wurde auch in Tespe und Bütlingen erkannt, wo vor wenigen Wochen eine der jüngsten Kinderfeuerwehren im Landkreis gegründet wurde. "Bei uns sieht es zwar noch gut aus, aber einige Wehren leiden bereits unter Mitgliederschwund", sagt Betreuerin Marsha Braun, 36. "Die Nachwuchsförderung ist deshalb total wichtig." Um Kinder für die neue Gruppe, die die beiden Wehren gemeinsam anbieten, zu gewinnen, haben sie und ihre Mitstreiterin Wiebke Eichhorn sich zuvor in Schulen und Kitas vorgestellt. Dass es bei den Rettern in Rot spannend zugehen kann, wussten viele Kinder bereits. Als sie nun selbst dabei sein durften, war der Andrang groß. 28 Kinder kommen derzeit zu dem monatlichen Treffen, die Feuerwehrfrauen trainieren mit ihnen beim Jonglieren Geschicklichkeit und lassen sie sich im Feuerwehrstiefelweitwurf messen.

"Bald fahren wir auch ins Feuerwehrmuseum", sagt die sechsjährige Anna Maria. Und Paul erinnert sich noch gut an den Feuerwehrparcours, den er kürzlich bewältigt hat - unter anderem mit seinem ersten Feuerwehrknoten. Aber das Beste kommt für den Siebenjährigen erst noch. "Irgendwann dürfen wir auch Feuer löschen." Eine Jungsdomäne sind die Kinderfeuerwehren übrigens nicht, in beiden Gruppen sind gut die Hälfte Mädchen. Lutz Wreide setzt derweil auf Erfahrungswerte aus anderen Landkreisen. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen, die bereits früh in der Feuerwehr sind, gehen demnach auch in die aktive Wehr. Davon wiederum bleibt etwa die Hälfte langfristig dabei.