Bürgerbeteiligungsgremium ist empört, dass es an einer Publikation für Besucher der Elbinsel nicht mitwirken durfte

Wilhelmsburg. Der kurz vor dem Druck stehende Gästeführer der Gesellschaft Internationale Bauausstellung (IBA) Hamburg sorgt für Missstimmung im Bürgerbeteiligungsgremium von Bauausstellung und Internationaler Gartenschau (igs). Die Mitglieder des Beteiligungsgremiums werfen der IBA vor, sie nicht redaktionell an dem Kapitel beteiligt zu haben, in dem der Leser Ausflugstipps für Wilhelmsburg und die Veddel erhält.

Das Beteiligungsgremium fordert die IBA jetzt in einem Beschluss auf, bei der Auswahl der Ausflugstipps noch kurzfristig mitentscheiden zu dürfen. Das SPD-Bezirksversammlungsmitglied Klaus Lübke ist sogar so erbost, dass er der IBA rät, den Druckbeginn zu verschieben.

Dafür dürfte es laut der IBA-Marketingleiterin Anke Hansing vermutlich zu spät sein. Der sogenannte Pocket-Guide sei schon in der Druckerei und soll am 21. November erscheinen. Eine zweite, aktualisierte Auflage sei nicht geplant. Laut der IBA stellt das handliche Büchlein alle IBA-Projekte kompakt vor. Zusätzlich würden darin Touren zu den mehr als 60 IBA-Projekten vorgeschlagen und in diesem Zusammenhang "Hinweise auf touristische Attraktionen der Elbinseln" gegeben.

Die Mitglieder des Bürgerbeteiligungsgremiums erfahren von dem Pocket-Guide in ihrer Sitzung am Dienstagabend im Haus der Jugend Wilhelmsburg, als ihn Anke Hansing eher beiläufig erwähnt. Die Mitglieder schauen sich erst verdutzt an, lassen dann ihrer Enttäuschung freien Lauf.

"Ich bin unglücklich", sagt Bettina Kiehn, eine der drei Vorsitzenden des Gremiums. Die Bürger hätten gern an der Auswahl der Orte jenseits der IBA, die den Touristen vorgeschlagen werden, mitgewirkt. Denn eigentlich, so Bettina Kiehn, sei das Beteiligungsgremium ja geschaffen worden, um Ratschläge zu geben.

Das Gremium folgt dem Vorschlag Klaus Lübkes und beschließt, die IBA aufzufordern, den Mitgliedern noch kurzfristig eine Mitwirkungsmöglichkeit an der Broschüre einzuräumen. Man wolle ja nicht, dass etwas Falsches darin stehe und die Broschüre wieder eingestampft werden müsse, sagt Lübke. Ferner fordert das Bürgerbeteiligungsgremium die IBA auf, in Zukunft vor Erscheinen aller Publikationen zu den Inhalten gefragt zu werden, die über die eigentliche Bauausstellung hinausgehen und die Stadtteile Wilhelmsburg und Veddel betreffen.

IBA-Marketingleiterin Anke Hansing ist von so viel Misstrauen überrascht "Ich bin erschüttert", sagt sie in der Sitzung zu den Gremiumsmitgliedern, "dass Sie uns gar nicht zutrauen, den Guide schön gemacht zu haben." Eigentlich ist der Hinweis der IBA auf Ausflugsmöglichkeiten in Wilhelmsburg im Sinne des Beteiligungsgremiums. Bevor der kleine IBA-Gästeführer zur Sprache kam, hatte das Gremium über einen Beschlussentwurf mit dem Arbeitstitel "Kultur" diskutiert, dass IBA und igs in ihre jeweilige Programmwerbung Hinweise auf örtliche Tourismusanbieter aufnehmen.

Gemeint sind Konzertveranstalter und vor allem örtliche Tourenführer, damit sie im Ausstellungsjahr 2013 "nicht vom Markt gefegt werden", wie es in dem Entwurf heißt. Die igs hatte sich vor einem Monat in dem Gremium ablehnend gezeigt, Werbung für Veranstaltungen außerhalb des Gartenschau-Geländes machen zu wollen. Die Gesellschaft müsse den Fokus auf ihr Gelände richten, weil sie dort das Geld verdienen müsse. Das Beteiligungsgremium will nun einen Vertreter von Hamburg Tourismus einladen. Der soll erklären, was die Gesellschaft für Kulturanbieter von der Elbinsel tun könne.