Die Händler des Wochenmarktes auf dem Sand wehren sich gegen anhaltende Kritik: “Bei uns dreht sich was!“. Aktion am heutigen Donnerstag.

Harburg. Erinnern Sie sich noch an das Glücksrad? Zehn Jahre bis zum Mai 1998 war die Spielshow auf dem Privatsender Sat.1 ein Quotenhit. Es galt Begriffe zu erraten - und für jeden richtigen Buchstaben gab's Bares. Heute feiert die Idee beim Harburger Wochenmarkt ihre Renaissance. Mit dem kleinen Unterschied, dass Gewinne in Form von Naturalien ausgegeben werden. "Ab 9.30 Uhr darf jeder Besucher einmal am Rad drehen. Zu gewinnen gibt es verschiedene Artikel aus den Sortimenten unserer Händler", erklärt Henner Schönecke, Sprecher der Harburger Marktbeschicker.

Mit dieser Aktion wollen sie zugleich ihren Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. "Es ist einfach nicht zutreffend, dass wir uns notwendigen Veränderungen verweigern. Auch wenn in Detailfragen nicht immer alle einer Meinung sind: Es ist doch Konsens auf dem Sand, dass alle ihren Beitrag leisten müssen, um die Attraktivität des Wochenmarktes spürbar und nachhaltig zu erhöhen", sagt Schönecke.

Seiner Ansicht nach seien die Harburger Händler weitaus innovativer als die Beschicker anderer Wochenmärkte. So arbeite man äußerst konstruktiv mit dem Bezirksamt zusammen, sei eingebunden in alle Aktivitäten des Citymanagements und des Stadtmarketings und habe sich auch aktiv bei der Entwicklung eines weiteren BID (Wirtschaftsförderungsverbund) eingebracht. Schönecke: "Der Vorwurf von verschiedenen Harburger Kommunalpolitikern, wir seien beratungsresistent und nicht kritikfähig, ist falsch."

Deutlicher Beleg für den Willen seiner Kollegen zur Veränderung ist für Geflügelhändler Schönecke auch, dass 60 Prozent von ihnen in den zurückliegenden drei Jahren neue Fahrzeuge angeschafft haben. Mit einer siebenstelligen Investitionssumme wurde der Fuhrpark modernisiert und auf die Bedürfnisse der Kunden nach moderner Einkaufskultur abgestimmt.

"Wir sind ein junger, moderner Markt", sagt Schönecke. Das könne man nicht nur an den Fahrzeugen sehen. Auch an den Menschen, die auf dem Markt arbeiten. In vielen Geschäften hätte es bereits einen Generationswechsel gegeben: "Der Harburger Marktbeschicker ist im Schnitt 40 Jahre alt und möchte noch mindestens 20 Jahre Kunden bedienen. Da ist also jede Menge Zukunftspotenzial."

Die sieht Schönecke auch bei den Kunden. Es sei keineswegs so, dass sich die Händler vorrangig auf Käufer im Rentenalter fokussierten. Wenngleich er einräumt, dass die Stammkundschaft an vielen Ständen durchaus etwas betagter sei: "Damit ist der Markt ein Abbild der Gesellschaft." Dass er indes auch eine wichtige Funktion als "ruhige Oase der Kommunikation in einer sich immer schneller verändernden Großstadt" habe, daran könne er nichts Unbotmäßiges finden. Zumal der Anteil an jungen Familien, vor allem an Wochenenden, nachweislich wachse.

Im Übrigen sei es nicht richtig, den möglicherweise als schleppend empfundenen Wandel nur den Marktbeschickern anzulasten. "Hieran haben auch Kommunalpolitik und Verwaltung ihren Anteil. Weil bestimmte Beschlüsse nur dort gefasst werden können", sagt Henner Schönecke.

Wie zum Beweis erfuhr das Abendblatt, dass eine Entscheidung in der lange diskutierten Parkplatzfrage nun doch nicht, wie ursprünglich angekündigt, im Spätsommer, sondern frühestens im Herbst erfolgen wird. Um Parkfläche für Kunden freizugeben, sollte das Gros der Marktlaster unter der Seehafenbrücke abgestellt werden.

"Bekanntlich soll der gesamte Markt von einem Landschaftsarchitekten neu konzipiert werden", sagte Bezirksamtssprecherin Petra Schulz. Nach der Ausschreibung seien bereits zwei Entwürfe eingegangen, ein drittes Konzept avisiert: "Ehe die Bewerber ihre Ideen der Verwaltung präsentiert haben und entsprechende Gutachten über die zu erwartenden Kosten in eine konkrete Planung münden, die dann ja erst wieder in den Ausschüssen beraten werden muss, werden wohl noch ein paar Wochen vergehen."

Über eine Neuordnung der Parkplätze kann überdies zeitnah nicht entschieden werden, weil es offenbar wieder eine ernsthafte Option ist, den Neubau der öffentlichen Toilette doch als Solitär auf einem Teil der jetzigen Parkplatzfläche zu realisieren.