Der Geschäftsführer des Harburger Kulturzentrums Rieckhof befürchtet wegen geplanter Haushaltskürzungen das Aus im Dezember.

Harburg. Noch gibt es keine Beschlüsse. Aber der Senat verlangt, wie berichtet, ab kommendem Jahr Haushaltskürzungen im Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Der Bezirk Harburg wird bei den Kürzungen einen Beitrag von voraussichtlich rund 211 000 Euro zu leisten haben und wird die sogenannten Rahmenzuweisungen für eigene Einrichtungen und für Einrichtungen sogenannter freier Träger verringern müssen.

Eine Liste, für was und für wen der Geldhahn in Zukunft weniger sprudeln wird, hat ein Arbeitskreis des Jugendhilfeausschusses in Abstimmung mit den Betroffenen in Vorbereitung. Ende September soll der Jugendhilfeausschuss über die Vorlage beraten und Beschlüsse fassen. Im Oktober stehen die endgültigen Haushaltsbeschlüsse der Bürgerschaft auf dem Terminplan.

Von der Bezirksverwaltung sind Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, Sozialdezernent Holger Stuhlmann und die Leiterin des Jugendamts, Sophie Fredenhagen, mit der Überprüfung der Einsparmöglichkeiten befasst. Und Völsch betont: "Wir wollen nur dort kürzen, wo es am wenigsten weh tut". Das bedeutet zwar, dass voraussichtlich einige Projekte auf der Strecke bleiben werden, aber es sollen davon keine festangestellten Mitarbeiter betroffen sein, sondern im Wesentlichen kleine Projekte, die mit sogenannten Honorarkräften besetzt sind.

+++ Anpassung ist angesagt +++

Es laufen aber auch schon konkrete Überlegungen, bei zwei Einrichtungen größere Summen einzusparen. Auf die Streichliste dürfte demnach das Spielplatzhaus Sandbek kommen, das sich auf dem Gelände eines Bauspielplatzes am Ohrnsweg befindet. Es ist nach den Worten von Sozialdezernent Stuhlmann abgängig.

Der Bezirk konnte schon seit vielen Jahren kein Geld mehr in den Erhalt des Gebäudes stecken, weil es Planungen gab, einen Ausgang des S-Bahnhofs dorthin zu verlegen. Inzwischen gibt es den S-Bahnausgang an anderer Stelle, aber das Haus sei nicht mehr sanierungsfähig und die Leiterin der Einrichtung werde kommendes Jahr in den Ruhestand gehen. Somit könne das Haus problemlos geschlossen und abgerissen werden.

Relativ konkret scheinen die Überlegungen auch bei Einsparungen im Bereich des Harburger Bürger- und Kulturzentrums "Rieckhof" an der Rieckhoffstraße zu sein. Aus der Rahmenzuweisung der offenen Kinder- und Jugendarbeit erhält die vom Bezirksamt getragene Einrichtung jährlich rund 35 000 Euro. Jugendamtsleiterin Sophie Fredenhagen sagt, dass die vom Rieckhof erbrachten Leistungen wie Kinderflohmarkt nicht mit Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu begründen seien.

+++ Besucher-Boom in Harburgs Kulturzentrum Rieckhof +++

Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen hält dagegen, dass er vor einem Monat ein Gespräch mit der SPD-Bezirksabgeordneten Claudia Loss hatte, bei dem es um mögliche Kürzungen von zehn Prozent ging. "Das wäre für unseren Betrieb vielleicht noch zu verkraften gewesen", sagt er, "aber wenn es um die gesamte Summe gehen würde, dann käme Ende Dezember das Aus für unser Haus. Dann wäre der Rieckhof tot." Völsch, Stuhlmann und Fredenhagen ahnen voraus, dass es im Fall des Rieckhofs vermutlich noch sehr viele Diskussionen geben wird.

Hansen stellt fest, dass der Rieckhof seit dem Betriebsbeginn im Jahr 1986 vom Bezirk eine unveränderte Haushaltszuweisung in Höhe von 655 000 Euro erhalte, wobei 286 000 Euro für Miete einbehalten werden. "Ich glaube, wir sind die einzige Einrichtung in Hamburg, die seit 26 Jahren keine finanzielle Erhöhung erhalten hat. "Unser Haus ist in den vergangenen Jahren für 860 000 Euro saniert worden, und wir haben gut besuchte Veranstaltungen wie nie zuvor. Aber wir können auch die Eintrittspreise nicht übermäßig erhöhen, weil daran unter anderem die Gema und die Künstlersozialkasse mitverdienen. Von zwei Euro mehr bleiben für uns nur fünf Cent", sagt er.

Sozialdezernent Holger Stuhlmann sieht laufende Veränderungen im Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit, hervorgerufen durch Verbesserungen im Angebot der Krippenbetreuung, Kindertagestätten und in der Ausweitung der Ganztagsschulen von Grundschule bis Stadtteilschule. "Da Schulpflicht besteht werden Schülerinnen und Schüler in Zukunft bis 16 Uhr in der Obhut der Schule sein. Ein Drittel unserer Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit ist von den längeren Schulzeiten betroffen und muss sich mit seinen Öffnungszeiten den Veränderungen anpassen", sagt er.

In mehreren Fällen können auch die pädagogischen Mittagstischangebote freier Träger überflüssig werden. Auch Sportvereine müssten sich, so Stuhlmann, mit ihren Angeboten den Veränderungen anpassen