Eine Delegation aus Unterfanken will die Harburger für ein Netzwerk zum Schutz der Schachbrettblume gewinnen.

Seevetal/Obersinn. Sie ist wunderschön, selten und deswegen besonders schützenswert, weil sie nur noch an ganz wenigen Stellen in Europa wächst. Sie hat sogar eine eigene Botschafterin und soll jetzt zum Markenzeichen für Seevetal und Stelle werden. Denn hier scheint sie am liebsten zu wachsen und könnte zu einem "floristischen Schatz" werden. Die Rede ist von der Schachbrettblume.

Im Naturschutzgebiet Untere Seeveniederung, genauer im Junkernfeld, findet sich bundesweit das größte Vorkommen dieser seltenen Pflanze. Das wissen auch Hobby-Botaniker und Fans der Pflanze in Unterfranken bei Würzburg. Die Marktgemeinde Obersinn am Spessart, auch hier wächst diese schützenswerte Blume, wirbt auf ihrer Homepage seit geraumer Zeit mit der "Schachblume", wie sie dort genannt wird. Und feiert jährlich ein Schachblumenfest und hat sogar eine Schachblumenpartnerschaft mit der österreichischen Gemeinde Großsteinbach. Die Gemeinde in der Steiermark, auch hier wächst die Blume, nennt sich werbewirksam Schachblumengemeinde.

Jetzt schickten die Unterfranken eine Schachbrettblumen-Delegation, darunter auch Schachblumen-Botschafterin Irmgard Schultheis und Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres, in die Norddeutsche Tiefebene. Auftrag: Sie wollen die Seevetaler und Steller für ein bundesweites Netzwerk zum Schutz der seltenen Pflanze gewinnen und eine Vermarktungsstrategie der Schachbrettblume für den Tourismus erarbeiten.

Die Unterfranken treffen im Landkreis Harburg auf offene Ohren. Armin Hirt von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg findet die Idee großartig. Diese Blume sei ohne Frage ein touristisches Alleinstellungsmerkmal und ein bundesweites Netzwerk zu ihrem Schutz könne nur von Vorteil sein. In den Rathäusern in Stelle und Hittfeld hat es nun erste Sondierungsgespräche zur künftigen Zusammenarbeit zum Schutz der filigranen, tulpenähnlichen Zwiebelpflanze gegeben. Und es sollen nicht die letzten Gespräche gewesen sein. Ein nächstes Treffen mit den Touristikern beider Regionen ist für Ende Oktober geplant. Hirt gibt aber zu bedenken, dass "man solche Konzepte wie in Unterfranken nicht einfach exportieren und kopieren" könne.

"Wir wollen unsere Blume vermarkten, aber wir hier im Landkreis Harburg wollen etwas ganz besonderes machen. Es macht keinen Sinn solche Aktionen, wie sie in Unterfranken laufen, zu kopieren", sagt der engagierte Naturschützer und Mitinitiator dieser Treffen. Davon, dass Tourismus auch ein zweischneidiges Schwert sein kann, haben die Unterfranken aus eigenen Erfahrungen berichtet. Das Problem ist, die Besucherströme auf den Wiesen, dem Zuhause der Blume aus der Familie der Kaiserkronen, entlang des Flüsschens Sinn, zu lenken.

Hirt: "Da müssen wir sehr aufpassen, dass uns hier nicht das selbe passiert. Mir persönlich beispielsweise schwebt vor, geführte Wanderungen mit Schulklassen durch das Junkernfeld zu machen." Es gehe immer darum, den Spagat zwischen Naturschutz und Tourismus hinzubekommen, so Hirt. Besonders wichtig sei ihm dabei, schon den Kindern einen kindgerechten Zugang zu den seltenen Pflanzen und zum Naturschutz anzubieten.

Was niemand wolle, sei, dass die "Tourismushorden ins Junkernfeld einfallen und den Pflanzen schaden. Eben sowenig brauchen wir hier irgendwelche Massenveranstaltungen", sagt der Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Auf ihn habe das Engagement der Unterfranken großen Eindruck gemacht, und er sei sicher, so Hirt, dass dieser Funke bei den ersten Sondierungsgesprächen auf die Norddeutschen übergesprungen sei.

Bei den nächsten Treffen müssten nun Schnittpunkte und gemeinsame Aktionen diskutiert und erarbeitet werden. Seevetals Bürgermeister Günter Schwarz (SPD) jedenfalls war ganz angetan von der unterfränkischen Delegation und deren Einsatz für den Schutz dieser Blume, die einst wegen ihrer Schönheit vor allem in den Gärten der Adligen und reichen Kaufleute gepflanzt worden war. Seine Gemeinde, so Schwarz, werde sich an weiteren Gesprächen beteiligen und sich bei eventuell folgenden Aktionen einbringen."