Die Einrichtung ist seit 50 Jahren Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche. Beim Geburtstagsfest wurde der neue Bauspielplatz eingeweiht.

Wilhelmsburg. Kenan Alimci will erzählen, vom Spielhaus, seinen Mitarbeitern und was ihre Arbeit für die Kinder in Wilhelmsburg bedeutet. Doch er kommt nicht so recht dazu, immer wieder wird er unterbrochen. Kenan, was kosten die Spiele? Kenan, hast du rotes Absperrband? Kenan, wann können die Mädchen auftreten?

Es ist viel los rund um das Spielhaus Rotenhäuser Feld, das am Sonnabend mit einem großen Kinderfest sein 50-jähriges Bestehen im Reiherstiegviertel feierte. Kinder und Jugendliche toben herum, ihre Mütter und einige Väter spornen sie beim Wettradeln, stehen geduldig in der Warteschlange zum Hüpfen an Gummiseilen an oder weisen denen den Weg, die mit verbundenen Augen einen Parcours meistern.

Kenan Alimci, 50, leitet das Spielhaus, dessen Träger das Bezirksamt Mitte ist, seit sechs Jahren. Mit seinem Team aus zwei festen Mitarbeitern und 14 Honorarkräften bietet er unter der Woche jeden Nachmittag kostenlose Gruppen für 6- bis 15-Jährige: Es gibt zum Beispiel eine Bastelgruppe, eine nur für Mädchen und eine Kochgruppe. Täglich seien etwa 50 Kinder hier, sagt der gelernte Erzieher. Mal etwas mehr, mal etwas weniger, jeder kommt und geht, wie er Lust hat.

Das Spielhaus ist weder Kita noch Hort, die Angebote sind freiwillig und müssen nicht regelmäßig belegt werden. "Aber wir haben viele Kinder, die jeden Tag zu uns kommen", sagt Alimci. Für die Kleinsten von zwei bis fünf Jahren gibt es eine ebenfalls kostenlose Spielgruppe, in der jeden Vormittag etwa 15 Kinder und ihre Mütter zusammenkommen. Die Eltern will Alimci ausdrücklich in seine Arbeit einbinden. "Durch uns können sie zum Beispiel lernen, wie sie in Krisensituationen mit ihren Kinder umgehen sollten."

Seitdem das Spielhaus 1961 eingeweiht wurde, sind hier mehrere Generationen von Kindern ein- und ausgegangen. Das Haus sei immer durch seinen jeweiligen Leiter geprägt gewesen, sagt Brigitte Schönke. Sie leitete die Einrichtung Anfang der 80er-Jahre für einige Jahre. Als sie anfing, war das Spielhaus gerade für einige Zeit geschlossen gewesen. "Damals herrschte hier das Gesetz des Stärkeren", sagt die 54-Jährige. Doch mit dem Spielhaus kehrte wieder eine Konstante in das Quartier ein, auf die sich die jungen Bewohner verlassen konnten. "Die erwachsenen Mitarbeiter geben ihnen Orientierung und auch den Mut, sich auszuprobieren. Die Kinder fühlen sich einfach wohl hier."

Zu dem Fest sind nicht nur Stammgäste des Spielhauses gekommen, auch viele Besucher schlendern über das weitläufige Gelände. Neben der Hüpfburg stapeln der vierjährige Faisal und sein kleiner Bruder Fahad konzentriert Gummiringe auf Holzstecken. "Es ist wunderbar hier", sagt ihr Vater Sayed Kamalludin, ein Künstler. An diesem Ort könnten die Kinder nicht nur spielen, sondern sich richtig ausleben.

Wie die Jungen und Mädchen aus der Tanzgruppe um die 14-jährige Lalissa, die zu lauter Musik blitzschnell mit den Füßen trippeln, ihre Hände schütteln und die Hüften kreisen, als gäbe es einen Preis zu gewinnen. Die Menge ist begeistert und belohnt die jungen Tänzer mit lautem Applaus. Im Hintergrund steht Tatjana Schumann mit ihrer Tochter Sophia, 3, am Spielestand. Sie lobt das Haus und sein Team. "Die unternehmen viel mit den Kindern und gehen richtig gut mit ihnen um. Meine Tochter war zwar schon länger nicht mehr hier, wollte aber unbedingt zum Fest. Sie hat das in guter Erinnerung."

An der Feuerstelle hält Amanda einen Stab mit Stockbrot über die Glut. "Es macht immer Spaß hier", sagt die Zwölfjährige mit den vielen schwarzen Zöpfen, die sich oft mit Freunden zum Radfahren oder Inlinern am Spielhaus trifft. "Wir können uns hier drinnen und draußen austoben und es werden viele Feste gefeiert." Ihr Bruder Christian findet den Kissenraum im Haus auch toll. "Aber am liebsten bin ich am Lagerfeuer", sagt der Sechsjährige und wendet noch einmal sein Stockbrot. In ihrer Mitte sitzt Sharon. "Ich treffe immer viele andere Kinder hier und wir dürfen fast alles machen", sagt sie. "Und die, die aufpassen, sind sehr nett." Am liebsten macht die Achtjährige beim Backen oder Basteln mit. Aber heute, beim großen Fest, kann sie sich kaum entscheiden. Alles hier sei toll, meint Sharon. "Das ist ein wunderschöner Tag."

Die Kinder freuen sich auch, dass sie nun wieder einen Bauspielplatz haben. Der alte musste im vergangenen Jahr dem Ausbau des alten Bunkers Platz machen, der sich im Hintergrund grau und groß über den Park erhebt und im Zuge der Internationalen Bauausstellung (IBA) zum Energiebunker umfunktioniert wird. Zum Ausgleich haben der Bezirk Hamburg-Mitte und die IBA einen neuen Bauspielplatz bezahlt.

Im südlichen Reiherstiegviertel wird zurzeit das IBA-Projekt Weltquartier entwickelt. In Zukunft solle der Energiebunker, dann mit Café und Aussichtsplattform, in der Mitte eines großen Parks stehen, sagte Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA, bei der Einweihung des Bauspielplatzes. Wichtigster Schritt dafür sei die Beruhigung der Neuhöfer Straße. "Wir wollen die Fläche - in enger Abstimmung mit den Bürgern - erlebbar machen." So solle der Quartierspark schöner werden, sagte Martin Mathe, Leiter des Fachamts für Stadt- und Landschaftsplanung. "Der Spielplatz ist der erste Trittstein."

In drei großen Containern kann das Spielhaus-Team nun Spielgeräte, Werkzeug und Material für Bauprojekte mit den Kindern lagern. Demnächst wollen sie einen Teich anlegen, später sollen nahe der Feuerstelle ein Hüttendorf und ein Gartenbereich entstehen.

"Leider wurde uns vor Kurzem unser Bauholz im Wert von 1500 Euro geklaut", sagt Kenan Alimci. Deshalb wird er sich erst einmal auf andere Projekte konzentrieren. Er hofft, dass sich ein Sponsor findet, der den Bau eines Spielplatzes für Kleinkinder ermöglicht. Und dass das Spielhaus noch viele Jahre für Kinder und Jugendlichen offen stehen wird. "Wir spielen hier nicht nur mit den Kindern, wir nehmen sie ernst und kümmern uns um sie. Alle reden immer von Bildung. "Aber wir sind viel mehr als nur eine Bildungseinrichtung."