Der Ernst-August-Kanal bekommt bis Mitte nächsten Jahres einen modernen Anschluss an die Elbe

Wilhelmsburg. Für den Neubau der Ernst-August-Schleuse klafft derzeit ein großes Loch im Klütjenfelder Hauptdeich. Trotzdem müssen sich Bewohner Wilhelmsburgs um ihre Sicherheit keine Sorgen machen. Dicke Spundwände aus Stahl schützen die Baustelle im Norden der Elbinsel vorübergehend vor Hochwasser. Und ab Mitte bis Ende kommenden Jahres, wenn die neue Schleuse fertiggestellt und die alte Schleuse zugeschüttet worden ist, wird damit auch die letzte Schwachstelle im Hochwasserschutz Wilhelmsburgs beseitigt sein.

8,10 Meter über Normalnull liegt die künftige Schutzhöhe von Schleuse und Deich. Etwa 24 Millionen Euro geben die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) dafür aus. Die Firma Aug. Prien aus Harburg ist Generalunternehmer. Die neue Schleusenkammer wird etwa 48 Meter lang und zehn Meter breit, also etwas kürzer als die alte Schleuse sein.

Wassertiefe genügt den Schiffen der Hamburger Alster-Touristik

Derzeit herrscht Halbzeit auf der Baustelle, vor einem Jahr war der erste Rammschlag. Noch verbindet die 80 Jahre alte Schleuse den Ernst-August-Kanal mit dem Elbe-Seitenarm "Reiherstieg" und trennt den Kanal von Ebbe und Flut. Die Baustelle der neuen Schleuse befindet sich etwa 100 Meter weiter östlich, durchtrennt den Klütjenfelder Hauptdeich und sein Potsdamer Ufer und schafft die Verbindung zum Tidestrom der Elbe über den Spreehafen und den Klütjenfelder Hafen. Im Ernst-August-Kanal wird über die Schleuse eine Wassertiefe von etwa 1,50 Meter gehalten. Das ist ausreichend für die Sportbootvereine die ihren Sitz am Kanal, dem abzweigenden Aßmann- und Jaffe-Davids-Kanal oder auch an der Wilhelmsburger Dove-Elbe haben.

Die Tiefe genügt auch den Ausflugsschiffen der Hamburger Alster-Touristik. Und wenn 2013 die Internationale Gartenschau (igs) und die Internationale Bauausstellung (IBA) vermutlich viele Besucher auf die Elbinsel locken, dann werden einige von ihnen auch auf dem Wasserweg nach Wilhelmsburg kommen und über den verlängerten Aßmannkanal sogar bis zum Wilhelmsburger Bürgerhaus fahren können.

Anja Hajduk, Chefin der BSU, sagte in einer Ansprache zum Baubeginn, die neue Schleuse werde durch ihre Architektur ein ansprechendes wasserseitiges Eingangstor für Wilhelmsburg und für die IBA. HPA-Geschäftsführer Jens Meier betonte, dass mit dem Neubau auf den weltweiten Anstieg des Meeresspiegels reagiert werde. "Wir bauen für den Hochwasserschutz der nächsten Jahrzehnte."

Die Deichverteidigungsstraße bekommt einen neuen Verlauf

Die neue Ernst-August-Schleuse erhält für den Antrieb und die Steuerung ein zweistöckiges Betriebsgebäude. Aber einen Schleusenwärter, der bei Bedarf auf den Knopf drückt, um die Schleusentore zu öffnen oder zu schließen, den wird es in Zukunft nicht geben. Fernsteuerung von einer Zentralstelle ist vorgesehen.

Wer vom Spreehafen in den Kanal einfahren möchte, wird an einem Dalben-Liegeplatz für größere Schiffe oder an einem Anlegesteg für kleinere Sport- und Freizeitschiffe festmachen können. Die Deichverteidigungsstraße des Klütjenfelder Hauptdeichs bekommt einen neuen Verlauf, wird mit einer einspurigen Stahlbetonbrücke die Schleusenkammer in Höhe der Deichkrone queren. Anlieger des Spreehafens haben derzeit nur eine provisorische Zufahrt zu ihren Anlegeplätzen. Im Spreehafen gibt es unter anderem Liegeplätze für alte Wohn- und Arbeitsschiffe, die vom Verein "SeHHafen" betreut werden.

Ursprünglich hatte die HPA-Vorgängerin - Amt Strom- und Hafenbau - in ihrer gut zehn Jahre zurückliegenden Planung vorgesehen, die alte Ernst-August-Schleuse ersatzlos zuzuschütten, um den erforderlichen Hochwasserschutz im Bereich von Reiherstieg Hauptdeich und Klütjenfelder Straße herstellen zu können. Eine Rohrverbindung zur Elbe sollte ausreichen, um den Wasserstand im Kanal zu regulieren. Aber ohne die Zufahrtmöglichkeit zur Elbe wäre der Ernst-August-Kanal für die Mitglieder der ansässigen Sportbootvereine unbedeutend geworden. Deshalb war unter anderem von den Mitgliedern des an der Wilhelmsburger Dove-Elbe gelegenen Motor-Yacht-Clubs gegen die Pläne Sturm gelaufen worden. Sie erhielten Unterstützung vom damaligen Ortsausschuss und vom Stadtteilbeirat. Und heute sieht HPA den Schleusenneubau positiv, rechnet in Zukunft mit einem Anstieg der Schiffsschleusungen.