Bei Diskussion über Kürzungen in Jugendeinrichtungen flossen Tränen in der Bezirksversammlung

Harburg. Die geplanten Rahmenkürzungen bei der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Höhe von 388 000 Euro waren heiß diskutiertes Thema in der Bezirksversammlung. Wie berichtet, stehen die Jugendeinrichtungen aller Hamburger Bezirke auf dem Prüfstand, denn das Sozialreferat muss sparen. Kurios ist allerdings, dass eben jene Organisationen darum gebeten wurden, Konzepte für die Nachmittagsbetreuung an Ganztagsschulen einzureichen. "Wenn der Startschuss für diese Schulen fällt, wird es viele Anlaufstellen für offene Kinder- und Jugendarbeit nicht mehr geben, weil sie keine Zuwendungen mehr erhalten", so Antje Jaeger, CDU. Die Liberalen hatten die angedrohten Streichungen in die "aktuelle Stunde" gepackt. Schon nach kurzer Zeit schlugen die Wellen hoch.

"In allen Bereichen der offenen Kinder- und Jugendarbeit herrscht schon heute eine dramatische Unterfinanzierung. Und jetzt soll der Rotstift angesetzt werden bei Menschen, die keine Lobby zu haben scheinen und die sich nicht wehren können", sagt Sabine Boeddinghaus, Abgeordnete der Linkspartei. "Wer soll denn laut Sozialsenator in den vergangenen Jahren über seine Verhältnisse gelebt haben - etwa die Arbeitslosen, die Rentner oder Familien in prekären Lebensverhältnissen? Das ist zynisch", wetterte sie.

"Gerade in einem Bezirk mit einem hohen Anteil an Hartz-IV-Empfängern hätten diese Kürzungen schlimme Konsequenzen. Wer hier spart, bekommt die Quittung in Form von Kriminalitätsanstieg und einer Zunahme von Verwahrlosungstendenzen", sagt Grünen-Abgeordnete Heinke Ehlers. Treeske Fischer, Psychologin und selbst im Jugendhilfebereich tätig, verlor die Nerven. "Es gab mal eine Zeit, da hatte die SPD durchaus einen sozialen Ansatz", sagte sie und brach in Tränen aus. "Das ist ein Schlag ins Gesicht vieler Harburger Kinder". Claudia Loss, SPD, hielt dagegen. So viel Geld wie nie zuvor werde für die Bedürfnisse für Kinder und Jugendliche ausgegeben. "Die Einführung der Ganztagsbetreuung führt zum Wegfall außerschulischer Betreuungsangebote. Wir investieren zusätzlich 100 Millionen Euro in den Ausbau des Angebots an Hamburger Schulen", sagt sie. Und verweist auf weitere Errungenschaften der Sozialdemokraten wie unter anderem den allgemeinen Rechtsanspruch auf eine täglich fünfstündige Betreuung mit Mittagessen für Kinder ab zwei Jahren. Im Gespräch mit dem Abendblatt sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Heimath indes, dass man im Bezirk Harburg auf die angedrohten Kürzungen vorbereitet sein will. "Es ist wichtig zu erfahren, wie Jugendhilfeorganisationen hier strukturiert sind und ob man alle benötigt." Das letzte Wort zum Thema sei ohnehin noch nicht gesprochen.