Für vier Millionen Euro wurde ein Industriegelände gesäubert. Es wird Teil eines Weges zur Gartenschau.

Wilhelmsburg. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) hat nach 15 Monaten für vier Millionen Euro eine besonders aufwendige Altlastensanierung in Wilhelmsburg abgeschlossen. Das Areal an der Straße Schlengendeich liegt zum größten Teil auf dem ehemaligen "Kemper-Gelände", das früher als Kokerei und Furnierwerk genutzt wurde. Ein Randstreifen gehört zum früheren Teerhofgelände der Firma Haltermann - hier wurde von etwa 1900 bis 1981 Teer destilliert. Im Zweiten Weltkrieg fielen die Produktionsanlagen durch Bombenangriffe fast ganz in Schutt und Asche.

"Der Untergrund ist auf dem gesamten ehemaligen Industriegelände ist stark belastet", sagte BSU-Sprecher Volker Dumann. "Hauptsächlich handelt es sich um Teeröle, die verschiedene Substanzen enthalten, von denen einige giftig, Krebs erzeugend und umweltschädlich sind. Es geht aber keine gesundheitliche Gefahr von dieser Belastung aus, da die Flächen asphaltiert oder betoniert worden sind." Sanierungsleiterin Marion Großcurth von der BSU-Abteilung Bodenschutz/Altlasten sprach von einem "Cocktail von leicht flüchtigen Schadstoffen wie zum Beispiel Benzol".

Bereits im Jahr 2005 waren drei Belastungsschwerpunkte ("Hot Spots") auf dem früheren Kemper-Gelände durch kompletten Bodenaustausch bis fünf Meter Tiefe saniert worden. Jetzt ist ein vierter "Hot Spot" im östlichen Teil - an der Straße Schlengendeich - wieder "sauber", so BSU-Sprecher Dumann.

Rund 20 000 Kubikmeter belasteter Boden, durchsetzt mit Beton- und Mauerwerksbruch, mussten jetzt bis in fünf Meter Tiefe ausgetauscht werden. "Wir haben den belasteten Boden abfahren lassen und auf der Deponie der Ihlenberger Abfallgesellschaft, der ehemaligen Deponie Schönberg in Mecklenburg, entsorgt", sagte Sanierungsleiterin Marion Großcurth der Harburger Rundschau. "Um zu verhindern, dass belastetes Stauwasser vom angrenzenden Teerhofgelände in Richtung äußerer Veringkanal und in den sanierten Bereich fließen kann, haben wir eine Dränageleitung verlegt und eine Spundwand gesetzt. Sollten in Zukunft größere Mengen belastetes Wasser anfallen, wird unverzüglich eine eigene Reinigungsanlage aufgestellt."

Erschwerend bei der Sanierung der rund 4000 Quadratmeter großen Fläche war das Ausgasen von leicht flüchtigen Schadstoffen. "Die Atemluft im Arbeitsbereich und die Umgebungsluft der Baustelle wurden kontinuierlich überwacht", sagte BSU-Sprecher Dumann.

"Der Baggerfahrer saß in einer speziellen Kabine - die Luft wurde durch Aktivkohlefilter von den Schadstoffen gereinigt", sagte Sanierungsleiterin Großcurth. "Das Personal im Sanierungsbereich musste immer wieder Gasmasken tragen, und der Kampfmittelräumdienst hat den Bodenaushub permanent auf Sprengkörper untersucht. Das Baugrubenwasser wurde vor Einleitung ins Schmutzwassersiel durch eine Behandlungsanlage gereinigt."

Die sanierte Fläche wird 2011 landschaftlich gestaltet und Teil einer Wegeverbindung, die das sogenannte "Reiherstieg-Knie" mit dem Gelände der Internationalen Gartenschau 2013 (igs) verbindet. An der "Knie-Spitze", wo im Sommer das Dockville-Festival über die Bühne geht, sollen Ausstellungsbesucher mit Barkassen von den St.-Pauli-Landungsbrücken anlanden und über einen Boulevard, eine neue Brücke und über die sanierte Fläche zum Westeingang des igs-Geländes schlendern können. Diese neue Wegeverbindung bleibt auch nach 2013 bestehen und wird Teil des "Freizeitrundkurses Wilhelmsburg".