Ja, es wird Zeit, den klebrigen Topf und die leicht angestaubten Gabeln wieder vom Schrank zu holen. Ruhte das Fondue-Set dort das Jahr über in schläfrigen Ehren, so hat es am Ende des Jahres große Chancen, seinen Auftritt zu feiern.

Und was ist so ein Fondue schön! Jede Sippschaft hat ihre eigenen Rituale, wie es korrekt zelebriert wird. Isst man woanders, "fremdelt" man schnell und merkt, dass null Toleranz waltet. "Wir machen das immer so", "Bei uns gibt es nie Kartoffeln", heißt es mit ernster Miene, während man selbst für die ultimativ korrekte Version streitet: mit Bananen- und Ananasstücken.

Manche haben das bodenständige Fleischessen raffiniert und präsentieren sich exotisch: Scampi, Thunfisch und Känguru garen im brodelnden Sud. Bei Familien mit überwiegend männlicher Klientel ist man mit Fleischstücken, groß wie Brocken, auf der richtigen Seite. Der Topf wird mit Argusaugen bewacht, denn auch die Farben verhindern nicht jeden "Zwischenfall". Frauen lieben es, Soßenhoheit zu demonstrieren: Apfel-Curry, Möhre-Koriander. Es gilt: Je höher die Frauendichte, desto ausgefallener die Cremes - die man loben sollte. Ach ja: nie den Anzünder vergessen! Einst übersah der Mann meiner Freundin dieses nicht unwichtige Detail. So schnell, wie der zur Tankstelle wetzte, lief nie wieder ein Mann an Silvester. Er ahnte wohl, dass er ohne nicht ins neue Jahr gekommen wäre.

Schließlich braucht es nur noch einen, der die stinkende Flamme bewacht. Perfekt! Viel Spaß mit Gabel, Dipp und "Ihrer persönlichen Version". Oder gibt es Raclette?