Die Elbinsel ist immer noch ein Stadtteil, in dem viele Menschen mit ganz wenig auskommen müssen. Die schöne, neue Welt, die die Internationale Bauausstellung (IBA) und die Internationale Gartenschau (igs) für das Jahr 2013 versprechen, hat (noch) wenig mit der Realität zu tun, mit der viele Wilhelmsburger konfrontiert sind.

Wilhelmsburg. Beredtes Zeugnis dafür war am Dienstag die Weihnachtsfeier der Wilhelmsburger Tafel im Bürgerhaus. 330 Frauen und Männer und 20 Kinder kamen in den Großen Saal, um ein kostenloses Essen zu bekommen und in ein wenig Vorweihnachtsstimmung einzutauchen. Es gab sehr leckeren Grünkohl mit Kochwurst, Bauchfleisch und Kartoffeln vom Krankenhaus Groß-Sand sowie gefüllte Paprikaschoten.

"Dieses Fest ist für viele Menschen, die sonst nur wenig Weihnachten erleben", sagte der Pastor im Ruhestand Hildebrand Henatsch (74). Der Vorsitzende der Arbeitsloseninitiative Wilhelmsburg hatte Anfang der 90er-Jahre die Wilhelmsburger Tafel ins Leben gerufen, die auf den Elbinseln an vier Standorten kostenlos Lebensmittel abgibt, die das Verfallsdatum erreicht haben.

Auf den ersten Blick war die Armut der Menschen nicht zu erkennen. Alle Gäste waren wohl ernährt; sie trugen ordentliche, aber keine modische Kleidung. Wer mit den Menschen spricht, der erfährt indes, dass sie an vielen Dingen nicht teilnehmen können, die für viele Hamburger das Leben lebenswert machen: Kino, Theater, Restaurantbesuch, Bücher, Urlaub.

Nur 13 Gäste fuhren mit dem eigenen Auto zu der Weihnachtsfeier - die meisten kamen zu Fuß. Viele der Gäste blicken auf osteuropäische Wurzeln zurück - Wilhelmsburger türkischer Herkunft waren nicht im Saal vertreten. "Ohne die Kirche und die Tafel", sagte ein Betreuer der Arbeitsloseninitiative Wilhelmsburg, "hätten viele Leute hier gar nichts."