Für Kammermusiker muss es wundervoll sein, bei der Musikgemeinde Harburg in der Friedrich-Ebert-Halle aufzutreten: Wo sonst haben sie mehr als 1000 Hörer im Saal.

Harburg. So auch am Dienstag, als das Klaviertrio Würzburg mit Karla-Maria Cording, Klavier, Katharina Cording, Geige und Peer-Christoph Pulc, Cello, zu Gast war.

Kennzeichnend für ihr Spiel waren Beherrschung und kultiviertes Spiel. Beim einleitenden d-moll-Trio op. 49 von Mendelssohn nahm der zärtliche Tonfall des unendlichen Liedes ohne Worte ein. Aber schon hier hätte man sich etwas mehr Klangfülle vom Cello gewünscht, das selbst vom Geigenton oft zugedeckt wurde. Sehr zart und noch liedhafter der zweite Satz, etwas kräftiger die beiden letzte Sätze.

Ein vollkommen unbekanntes Jugendwerk von Leonard Bernstein folgte; er schrieb es mit 19 Jahren. Oft sehr verspielt oder spielerisch wirkt der erste Satz, den das Cello einleitet; mit Anklängen an den Blues kommt der zweite Satz daher. Wer nach Spuren sucht, die auf den reifen Bernstein etwa der "West Side Story" verweisen, mag hier fündig werden. Nächtliche Stimmung evoziert der dritte Satz.

Von ungewöhnlichen Ausmaßen endlich ist Tschaikowskis a-moll-Trio op. 50; es ist dem "Andenken eines großen Künstlers" gewidmet, dem Freund und Leiter des Moskauer Konservatoriums, Nikolaj Rubinstein. Deutlich war dies der Höhepunkt des Abends. Doch konnte man hier mehrfach den Eindruck gewinnen, einem Konzert für Klavier und zwei obligate Streicher beizuwohnen. Zu dominant schien das Klavier oft; hätte man bei dieser Besetzung nicht den Deckel schließen müssen? Gleichwohl: Reizvoll zuvor manch tänzerisches Element, das ein wenig wie Chopin tönte; manch Märchenhaftes, das an den "Nussknacker" gemahnte. Der unendliche Schluss mit dem Trauermarsch, das Hinauszögern des musikalischen Verlöschens entlockte endlich ungewohnt viele Bravo-Rufe.