Viele Freunde haben Bilder und andere Werke gespendet. Christiane Gräfin zu Rantzau vom Aktionshaus Christie's wird die Preise in die Höhe treiben.

Harburg. Wenn Christiane Gräfin zu Rantzau ihren Hammer hinabsausen lässt, dann geht es meist um Kunst - und um viel Geld. Die temperamentvolle blonde Adelige ist "Debuty Chairman" beim Aktionshaus Christie's in Deutschland. Die Dame weiß also, wie man unter betuchten Kaufwilligen ein Feuer der Überbietung entfacht. Und diese Profi-Frau wird in Harburg die Auktion zu Gunsten des Harburger Kunstvereins leiten. Am Nikolaustag. Motto: "eins, zwei, drei - meins." Alles ehrenamtlich, versteht sich.

Die Prinzen- und Prinzessinnendichte wird an diesem Nikolaustag in Harburg vermutlich recht hoch sein, denn unter den 2000 vom Kunstverein ausgesandten Einladungen befindet sich nicht weniger als die gesamte Kundschaft von Christies. Ähnlich prominent sieht es mit Kunstwerken namhafter Künstler aus: 38 am Markt etablierte Künstler und Galeristen haben Kunstwerke gespendet, die in der repräsentativen Halle des Kunstbahnhofs ersteigert werden können - von allen, die sich ein bisschen Extravaganz "im Schuh" gönnen wollen. Bis jetzt lagern viele der Exponate allerdings noch in einem schnöden Holzschrank, dick in Folie und Kartons gewickelt.

Der Kunstverein, der nicht nur in letzter Zeit durch anspruchsvolle Präsentation zeitgenössischer und experimenteller Kunst aufgefallen ist, darunter die Reihe "Ordnung: sagt" und das temporäre Kunstprojekt "10° Grad Kunst - Harburger Berge", veranstaltet die Auktion nicht ohne Grund. Denn für das ambitionierte Ausstellungsprogramm auf internationalem Niveau haben die Kuratoren Britta Peters und Tim Voss einen erschreckend kleinen Etat. Bislang sind es 20 000 Euro Projektgeld im Jahr. Im Vergleich zum großen Kollegen, dem Hamburger Kunstverein (470 000 Euro im Jahr), eine verschwindend geringe Summe. Gezwungenermaßen arbeitet man ohne institutionelle Förderung.

Doch die Kuratoren sind bestens vernetzt und haben in dem Kunstsammler Harald Falckenberg einen großartigen Schirmherrn ihrer Aktion gefunden. Neben der Gräfin zu Rantzau, die ihre Expertise zur Verfügung stellt, unterstützt Sabine Boshamer von der HfbK außerdem die Organisatorin des Spektakels. Und Britta Peters gelang es, Kunststar Daniel Richter zu akquirieren, dessen Werke auf dem Kunstmarkt schwindelnd hohe Preise erzielen. "Ich habe einfach mal angerufen", sagt sie. Richters signiertes Ölbild startet mit 1250 Euro Anfangsgebot - doch da wird die Gräfin zu Rantzau sicher dran schrauben.

Viel originell Amüsantes ist dabei, das am Nikolaustag unter den Hammer gerät. Der bulgarische Künstler Ivan Moudov bietet zum Spottpreis von 1250 Euro so etwas Skurriles wie ein Kaffeesatz-Porträt. Das ging so: Flug zum Porträtierten, gemeinsames Kaffeetrinken, Auslesen des Kaffeesatzes durch eine Wahrsagerin und schließlich das Porträt. Einem Vorstand des Braunschweiger Kunstvereins soll Moudov aus der braunen Brühe gedichtet haben: "Er liebt es, Geld zu empfangen, doch muss er welches ausgeben, weint er."

Kuratorin Britta Peters packt mittlerweile die eingetroffenen Päckchen aus. Aus zwei kleinen Pappschachteln fischt sie einen quietschgelben Kanarienvogel, aus dem zweiten folgt der blaue Kollege. "Die kommen von Katia Kelm, einer Künstlerin, die mit dem Ditze-Preis für das beste Diplom ausgezeichnet wurde, Anfangsgebot 1200 Euro." Ein weiteres Highlight für Peters ist das Künstlerduo Sebastian Reuss und Lutz Krüger, die die Kunstfigur Gernot Faber (mit Maske und Perücke) kreiert haben. Faber, Malerpersönlichkeit mit fettigen Haaren, Starattitüde und feistem Gesicht (Maske), war freundlicherweise bereit, auch ein Bild zu spenden. Start 900 Euro.

Neben einer Lehrergeneration (Michaela Mélian, Stephan Dillemuth und Eran Schaerf) sind eine ganze Reihe aufstrebender Schüler vertreten: Thomas Baldischwyler, Ulla von Brandenburg, Annette Kelm und das Künstlerkollektiv Jochen Schmith stehen für die spannende zweite HfbK-Generation. Und auf ein paar Gäste ist Peters besonders stolz. Das Bild von Abigal Lane, gestiftet von der Galerie Vera Munro, trägt die Kuratorin wie einen Schatz herum: "Die Künstlerin war Mitkuratorin der legendären Freeze-Ausstellung mit Damien Hirst und Sarah Lucas, die als Geburtstunde der Young British Artists gilt."

Gert und Uwe Tobias sollte man ebenfalls im Blick behalten. Und dann wären da noch Markus Oehlen, Stefan Panhans, Gunter Reski und, und, und. Doch zunächst heißt es, Daumen drücken, dass hohe Gebote eingefahren werden. Davon, dass der Kunstverein ein kritisches, anspruchsvolles und zeitgemäßes Programm kreiert, profitiert ganz Harburg. Am 5. und 6. November kann zwischen 14-18 Uhr ein Blick auf die Exponate geworfen werden. Auch per Telefon kann "undercover" mit geboten werden.

6. Dezember, 18 Uhr, Anmeldung per Internet.

www.kvhbf.de