Bleich und hohlwangig dürfte er aussehen, mit tiefen Schatten unter den Augen, unrasiert, nervös und abgespannt. Ich habe ihn noch nicht bewusst zu Gesicht bekommen, aber so geistert er durch meine Fantasie, der Nerd.

Der Nerd? Bis vor kurzem kannte ich den Ausdruck nicht. Er kommt - woher sonst - aus dem Englischen und bezeichnet den Computer-Irren, der Tag und Nacht nur noch vor dem Bildschirm kauert. Er schreibt ein Programm nach dem anderen, legt Hunderte von Datenbanken an, trifft sich (natürlich online) mit Nerds aus aller Welt zu zwei- oder dreitägigen Computerspiel-Partys ohne Schlaf. Die Türklingel ist abgestellt, nur den Pizzaboten lässt er ein, der meldet sich mit einem verabredeten Hup-Signal.

Und jetzt stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mich selbstkritisch. So wie der Nerd in meiner Vorstellung sehe ich noch nicht aus, aber ich habe gestern mindestens vier Stunden hektisch mit Maus und Tastatur hantiert und nichts wirklich Sinnvolles geschafft. Heute wäre es noch schlimmer gekommen, wenn meine Frau mich nicht vom Computer aufgescheucht und zum Einkaufen geschickt hätte.

Aber noch gibt es Hoffnung für mich. "Kennst du die Nummer vom Pizzaservice besser als deine eigene?", lautet eine Testfrage der Internet-Nerd-Hilfe. Ich kenne keine einzige Pizza-Service-Telefonnummer, weil ich Pizza-Service-Pizzas nicht mag. Für mich besteht also noch Hoffnung.