Mehrere hundert Besucher kamen zum Tag der offenen Tür, um sich über die Anlage zu informieren. Die Betreiber sehen einen großen Bedarf.

Hanstedt. "Gut zu wissen, was mal mit dem Tier geschieht", sagt eine Besucherin, die mit ihrem Hund zum Tag der offenen Tür im neuen Tierkrematorium in Hanstedt gekommen ist. Mehrere hundert Besucher sind hier - Tierbesitzer sind darunter, viele mit ihren Hunden, und Profis: Tierärzte aus Norddeutschland nutzen die Gelegenheit, sich über die Einäscherung als Alternative zur Abdeckerei und zum Tierfriedhof zu informieren.

Im Eingangsbereich stehen gut 50 Urnen in allen Farben auf schlichten Holzregalen. Die Aschebehälter hat ein holländischer Künstler gestaltetet. Weiter hinten befinden sich zwei Abschiedsräume - mit Wandgemälde und leise plätschernden Wasserfällen. Hier können Familien oder Einzelpersonen den geliebten vierbeinigen Freund ein letztes Mal sehen. Im Ofen bleiben bei über 800 Grad nur Reste von Knochen und Zähnen übrig. Auf Wunsch wird die Asche gemahlen und in eine Urne gefüllt, die der Besitzer mit nach Hause nehmen kann.

Tierärztin Anemone Tiedmann (53) aus Tostedt weiß aus Gesprächen mit ihren Kunden, dass die Frage nach dem "Danach" viele beschäftigt. "Als Tierärzte können wir beim Sterben begleiten und bekommen die Sorgen der Tierbesitzer mit, was mit dem Tier geschieht." Heutzutage sei die Beziehung zwischen Haustier und Mensch oft sehr intensiv, die Besitzer wünschten sich die Möglichkeit, "sich ehrenvoll zu verabschieden". Viele entscheiden sich für ein Begräbnis auf einem Tierfriedhof, andere fragen gezielt nach einer Einäscherung im Krematorium. Ein Weg, für den sich auch Anemone Tiedmann entschieden hat: "Ich habe selbst meinen Hund einäschern lassen." Für das neue Tierkrematorium sieht sie "ein großes Potenzial".

Das verspricht sich auch Dr. Frans Evers von seinem zweiten Standort. Der Tierarzt betreibt seit 2005 ein Tierkrematorium in Wesel am Rhein. Technisch laufe in Hanstedt bereits alles hervorragend, ein Probelauf hat stattgefunden. Vor allem die Tierärzte will er von seinem Konzept überzeugen. Evers weiß: "Der Verlust des geliebten Tieres ist ein schwerer Einschnitt". In dieser Phase sei der Tierarzt gefragt. Seine Kollegen müssten Alternativen zur Abdeckerei aufzeigen können. Künftig plant Evers jedes Jahr einen Tag der offenen Tür im Tierkrematorium Hanstedt.

Vier bis sechs Mal pro Tag werden Besitzer ihre verstorbenen Lieblinge auf ihrem letzten Weg begleiten, rechnet Marcell Weienberg. Der 26-Jährige bedient den Ofen, zuvor richtet er die Tiere wieder her, stoppt Blutungen, wäscht und kämmt sie - "damit die Leute sich pietätvoll verabschieden können". Der Besitzer kann auch dabei sein, wenn die Asche aus dem Ofen kommt. Trotz einer Temperatur von über 800 Grad dauert es bei großen Hunden eineinhalb Stunden, bis nur noch Knochen und Zähne übrig sind.

Dank Kühlkammer kann ein totes Tier vor der Einäscherung hier einige Tage liegen, gearbeitet wird in Tag- und Nachtschicht. Dabei könnten Anwohner beruhigt sein, von der Anlage gehe keine Geruchsbelästigung aus, betont Weienberg.

Bereits nach Wesel kamen viele Kunden aus dem norddeutschen Raum, sagt Marcell Weienberg, der normalerweise im Stammbetrieb tätig ist und für die nächsten Monate den neuen Standort mit aufbauen wird. So habe es nahegelegen, das zweite Tierkrematorium im Norden zu bauen, der Bedarf sei da. Eine Hundebesitzerin sei sogar aus Hamburg an den Rhein zur Abschiednahme gekommen. Stammkunden gibt es auch in dieser Branche, so Weienberg: "Eine Besitzerin von 18 Meerschweinchen - die sehe ich zwei bis drei Mal im Jahr."

www.tierkrematorium-hanstedt.de