Volkhochschule und Kunst: Das klingt auf den ersten Eindruck vielleicht nicht so toll. Man denkt an malende Hausfrauen, die womöglich biedere Stilleben abmalen - schon gar nicht denkt man an konzeptionelles Arbeiten an Positionen.

Hittfeld. Soweit die Vorurteile: Umso mehr sticht die Arbeitsgruppe "Freie Malerei" von Margitta Schenk heraus, die einmal die Woche an der KVHS Maschen tagt und gerade das Rathaus Hittfeld mit ihren Bildern erobert hat. "Einige hängen dort das erste Mal", sagt Margitta Schenk, während sie die Tür des Rathauses in Hittfeld aufstößt. "Da achte ich natürlich besonders darauf, dass alles perfekt ist." Gemeint sind ihre zehn Schützlinge, die die Wände des Rathauses bevölkern. Vielleicht sind sie ein wenig dicht gedrängt in der sonst eher kunstfernen Rathaus-Umgebung und haben ein "bisschen wenig Luft" neben den ehemaligen Bürgermeister-Köpfen.

Auf zwei Stockwerken Ausstellungsfläche wird schnell klar: Niemand ist hier mehr im Hobbykünstler-Stadion. Vielmehr zeichnen sich eigenständige Positionen und große Ausdruckskraft in der Formsprache der Bilder ab. Die "Freiheit" der Freien Malerei durchweht die Räumlichkeiten des Rathauses angenehm als "Originalität" der Bildideen und durch Themen, die eher abstrakte Erfahrungen und Stimmungen zum Ausdruck bringen, als Gegenständliches abbilden.

Da ist zum Beispiel Ulla Graßt, die mit Verve in ihren Bildern deren eigene Materialität unterstreicht, den Farbstrich sanft betonend und gekonnt expressiv arbeitend. Ihr namensloses Bild im oberen Stockwerk erscheint als sensible Farbstudie, die einem gedeckten Ocker eine goldene Leuchtkraft einschreibt. Christa Röger wiederum, ehemals Architektin, arbeitet Materialien in ihre Bilder ein und spielt in "Gestapelt I und II" mit geometrischen Andeutungen und Zahlen. Rosemarie Meyer besticht mit "Rot" und "Glasscherben", zwei größeren Bildern, die von satter Leuchtkraft sind und eine sensible Entwicklung von Farbe und Form erkennen lassen. Daneben hängt ihre Serie kleinerer gegenständlicher Arbeiten zu Obst und Früchten, in der sie es fertig bringt, sogar erotische Assoziationen der Früchte zu wecken. Marianne Schwark-Hupe ist mit zwei großen abstrakt expressiven Bildern im Eingangbereich vertreten: In "Date 1" und "Date 2" treffen Farbflächen frei und ungestüm aufeinander, Schwarz trifft Weiß: ein Bild mit gestischen Qualitäten.

Erike Lentge schickt ein filigranes und reduziertes Bild ins Rennen: Das Werk heißt "Insel". Und Hilda Breetz beweist in einem der Rathausflure, dass ihre Bandbreite von realistisch bis ungegenständlich, ja von Landschaftsstudien bis zu gekonnter Reduziertheit im Einsatz von Farbigkeit reicht. Kursleiterin Margitta Schenk aus Seevetal, die ein eigenes Künstleratelier am Bullerdeich hat, ist beim Abschreiten der Ausstellung anzumerken, wie stolz sie auf die Entwicklung ihrer Schülerinnen ist. Alle kommen aus den Landkreisen Harburg oder Lüneburg und sind zum Teil "schon irgendwie flügge geworden".

Doch alle kommen donnerstags wieder, denn sie schätzen an den gemeinsamen Sitzungen, dass man sich austauschen und aneinander wachsen kann. Die Bilder sind noch bis zum 18. Dezember zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu bestaunen.