Handwerker feierten ihre Jubilare. 40 Jahre Betriebszugehörigkeit sind keine Seltenheit.

Winsen. "Bäckereifachverkäuferin Andrea Jantzen, 25 Jahre, Elektroinstallateurgeselle Volker Petersen, 29 Jahre, Malergeselle Hans-Peter Schlüschen, 50 Jahre..." Insgesamt 67 Namen wurden am Donnerstagabend in der Stadthalle Winsen verlesen: Maurer, Bäcker, Dachdecker, Tischler, die seit mehr als 25 Jahren in ein und demselben Betrieb arbeiten.

Es war der Jubiläumstag des Handwerks im Landkreis Harburg, an dem nicht nur die Handwerksjubilare gefeiert wurden, sondern auch das 75-jährige Bestehen der Kreishandwerkerschaft und das 400-jährige Bestehen der Tischler-Innung des Kreises Harburg.

Bernd Hintze (45), Eigentümer des Familienbetriebs Hintze Tischlerei aus Salzhausen, saß an diesem Abend mit seiner Frau in der ersten Reihe. Drei Gesellen und ein Auszubildender hat der Tischlermeister beschäftigt. Auch er setzt auf das Wissen und die große Erfahrung seiner Mitarbeiter. "Das Vertrauensverhältnis zwischen Meister und Gesellen ist immens wichtig", betont er, "und dafür braucht es Zeit." Aber ein ganzes Berufsleben lang im selben Betrieb, in welchen anderen Wirtschafts-Bereichen gibt es das heute noch?

Ein Alleinstellungsmerkmal, das auch die Redner des Abends nicht müde wurden, immer wieder zu betonen. "Zuverlässigkeit, Kompetenz und Beständigkeit sind die Stärken des Handwerks", sagte der stellvertretende Kreishandwerksmeister Uwe Kluth, der in seiner Rede die Ehrengäste des Abends begrüßte, zum Beispiel den Landrat des Kreises Harburg Joachim Bordt oder den Obermeister der Tischler-Innung Jörg Wiele. Der stellte in seiner Rede die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen dar, mit denen Handwerker heute und in Zukunft umzugehen haben: zum Beispiel die Globalisierung der Märkte oder die gestiegenen Ansprüche an Dienstleistungen.

Der Höhepunkt des Abends: Die Rede des neuen Niedersächsischen Ministers für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Jörg Bode (FDP). Er versprach eine mittelstands-freundliche Politik durch die neue Landes- und Bundesregierung. Und damit eine Förderung des Handwerks, schließlich seien 81 000 Unternehmen in Niedersachsen Handwerksbetriebe, die 50 000 junge Menschen ausbilden. Elf Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Und wie sieht es in der Praxis aus? Besuch in der Werkstatt. "Natürlich geht es uns nicht schlecht", betont Bernd Hintze und fährt mit der Hand über einen Holzrahmen. "Aber den Druck durch Billiganbieter spüren wir Tischler auch. Gegen Global-Player wie Ikea können wir preislich nicht konkurrieren. Das geht nur über Qualität", betont der Mittelständler. Und über Service und Flexibilität. "Wenn ich beim Kunden bin, kann ich mit ihm besprechen, was er genau möchte." Natürlich habe das seinen Preis, aber auch in Zeiten der Wirtschaftskrise gebe es noch immer Menschen, die sich solch eine Dienstleistung leisten können und wollen. Man müsse sich an die Zeiten anpassen, betont der Unternehmer. Vor 20 Jahren habe er alles per Hand gezeichnet, mittlerweile lerne sein Auszubildender die Konstruktion von Möbeln am Computer schon in der Berufsschule. Früher wurden die Fenster vom Tischler gebaut - lackiert wurden sie vom Maler. Heute möchte der Kunde alles aus einer Hand. Aber das Lob des Politikers über die hohen Ausbildungs-Zahlen habe ihn geärgert. Sein Wissen weitergeben, neue Fachkräfte ausbilden, das sieht er als seine gesellschaftliche Verpflichtung. "Aber ein Auszubildender kostet mich im Jahr 12 000 Euro." Ein Grund, nicht so günstig wie manch andere Anbieter sein zu können. "Das sollte bei öffentlichen Ausschreibungen berücksichtigt werden", betont der Unternehmer. Aber auch hier zähle oft nur der Preis.