Da sag noch mal jemand, mit der Bahn zu fahren sei langweilig: Ja, ich gebe es zu, in den nahezu ganz leeren Wagen war ich wie die Handvoll anderer neunmalkluger Passagiere eingestiegen, eben genau weil er leer war.

Keine Menschenmassen, keine hustenden und schnupfenden Passagiere. Und - ganz wichtig - bestimmt auch keine Schweinegrippe.

Das kleine Schild, auf dem stand, dass die Türen hier nicht richtig funktionierten, war sicherlich zu vernachlässigen. Irgendwie würden die sich schon öffnen lassen. Konnte nicht sein. Prophylaktisch war es einfach viel zu verlockend, dem Bakterien- und Virengeschiebe in den anderen proppevollen Wagen zu entkommen. Na ja, es kam, was kommen musste. Der erste aus unserer exklusiven "Quarantäne-Station" wollte aussteigen. Doch die Tür ignorierte das und bewegte sich keinen Millimeter.

Nächste Station: das gleiche Spiel. Was nun: Notbremse? Wir berieten hektisch. Schnell das rote Knöpfchen gedrückt und der Fahrerin die Situation geklagt. Wir wurden höchstpersönlich befreit aus der selbst gewählten Isolation, und ich stieg gezwungenermaßen in eines der vollen Abteile um. Doch da tauchten 15 Passagiere in Bademantel auf. Was sollte das? Schweinegrippepatienten auf der Flucht? Nein, dazu sahen die irgendwie zu gesund aus. Und 15 Zentimeter Absätze passten irgendwie auch nicht. Schon an der nächsten Station stiegen die geheimnisvollen Fahrgäste wieder aus, drehten den Gettoblaster am Bahnsteig auf und warfen die Frotteegewänder ab. Darunter: Bikini und Highheels. Wow! Models, passt auf, dass das keinen Schnupfen gibt - einen normalen, meine ich. Von der Schweinegrippe ganz zu schweigen.