Längst nicht jeder, der sich impfen lassen will, bekommt das Mittel. Die Fachfrauen vom Gesundheitsamt passen genau auf.

Hittfeld. "Wenn Sie jetzt erkältet sind, kann ich Sie wirklich nicht impfen. Wir könnten Ihr Immunsystem damit überfordern. Eine Impfung regt das Immunsystem an. Ihr Immunsystem ist aber schon mit Ihrer Erkältung beschäftigt", sagt Dr. Heike Bösenberg und bittet den Feuerwehrmann, sich wieder anzuziehen. Die Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes des Landkreises Harburg und ihre beiden Kolleginnen Karina Stelter und Ingrid Meyer haben für einen Abend den Sitzungssaal des Hittfelder Rathauses in Beschlag genommen. Auf Einladung der Gemeindeverwaltung wollen sie 130 Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen impfen.

"Wir können 30 Impflinge pro Stunde schaffen", sagt Ingrid Meyer und zieht die Impfdosen in Spritzen auf. Die Impflinge werden einzeln in den Sitzungsraum gebeten. Feuerwehrmann Jan Gräfe aus Maschen ist kerngesund und lässt sich von der Ärztin in den linken Oberarm piksen. "Wäre ich nicht in der Feuerwehr, würde ich mich wohl nicht gegen die Schweinegrippe impfen lassen", sagt Jan Gräfe.

Roger Plotka, erster Impfling und in der Gemeindeverwaltung Seevetal zuständig für die rund 600 ehrenamtlichen Feuerwehrleute in der Gemeinde, hat mit dem Gesundheitsamt zusammen diese Impfaktion geplant. "Angeschrieben hatten wir natürlich alle Feuerwehrleute, angemeldet haben sich leider nur rund 120. Feuerwehrleute gehören zwar nicht zu den Risikogruppen, müssen aber natürlich, wenn es denn zu einem Supergau mit der Schweinegrippe kommen würde, geschützt sein, wenn sie mit vielen Infizierten zu tun haben", sagt Plotka.

Den nächsten Kandidaten muss Heike Bösenberg auch ungeimpft wieder nach Hause schicken. Der Feuerwehrmann nimmt regelmäßig das Medikament Marcumar. Das Medikament erhöht den Gerinnungsfaktor des Blutes. "Ich gebe die Injektion in die Muskulatur des Oberarms, dabei verletze ich natürlich Gefäße. Bei einem normalen Gerinnungsfaktor des Blutes passiert da überhaupt nichts. Bei Marcumar-Patienten aber kann es zu stärkeren Blutungen kommen", erklärt die Ärztin und bittet den Feuerwehrmann, mit seinem behandelnden Arzt wegen der Schweinegrippe-Impfung zu sprechen.

Der nächste Impfling heißt Karsten Stolting. Für den Diplomkaufmann und Sicherheitsbeauftragten der Freiwilligen Feuerwehr Seevetal war es ganz selbstverständlich, der Einladung von Plotka und dem Gesundheitsamt zu folgen. "Es ist ganz wichtig, dass die Mitglieder der Organisationen, die im Fall einer Pandemie zur Rettung eingesetzt werden, auch geschützt sind. Außerdem möchte ich nicht die Schweinegrippe zu Hause einschleppen, meine Frau und ich erwarten jetzt unser drittes Kind." Auf die Frage, warum an diesem Abend nicht mehr Feuerwehrleute zur Impfung gekommen sind, antwortet Stolting: "Ich führe das auf die öffentliche Diskussion über die Nebenwirkungen zurück. Außerdem scheint die Bevölkerung insgesamt noch nicht genügend für das Thema Schweinegrippe und die Gefahren einer Pandemie sensibilisiert zu sein. Ich mache mir weniger Sorgen wegen der Nebenwirkungen als wegen der Schweinegrippe." Am Ende des Abends haben Bösenberg, Stelter und Meyer rund 80 Feuerwehrleute gegen den Virus geschützt. "80 Impflinge - das ist ein guter Schnitt, und die Aktion hier im Hittfelder Rathaus ist wirklich gut gelaufen", sagt die Sozialmedizinische Assistentin Karina Stelter.