Für die nächsten drei Jahre ist die Existenz des “Stellwerk“ im Harburger Bahnhof gesichert. Die Hamburger Kulturbehörde gibt keine Zuschüsse.

Harburg. Eine der wichtigsten Jazz-Adressen in Hamburg bleibt erhalten: Der "Jazzclub im Stellwerk" im Harburger Bahnhof hat die Weichen für drei weitere Jahre gestellt. Der Förderverein des "Stellwerk" und die Deutsche Bahn haben sich zum 15. November auf einen neuen Mietvertrag geeinigt. Das gab "Stellwerk"-Chef Heiko Langanke (41) gestern bekannt. Wegen zu hoher Betriebskosten stand der über zwei Fernzuggleisen gelegene Live-Club vor dem Aus. Das "Stellwerk" ist einer von nur noch drei Jazzclubs in Hamburg - neben dem "Birdland" und dem "Cotton Club".

Mit dem neuen Mietvertrag gehe der Förderverein an die Grenze des Machbaren, sagt Heiko Langanke. Der Mietpreis bleibe in 2010 bei einem Euro pro Quadratmeter. Ab 2011 steigt der Quadratmeterpreis auf 1,50 Euro. Zwar verlangt die Deutsche Bahn damit nur eine symbolische Miete. Wegen stark gestiegener Nebenkosten stand der 350 Quadratmeter große Jazzclub aber vor dem Aus. Laut Heiko Langanke habe die Deutsche Bahn 400 bis 600 Euro pro Monat mehr verlangt als ursprünglich vereinbart. Seit März hat der Förderverein mit dem Unternehmen verhandelt - und jetzt den Durchbruch erzielt.

Die Hamburger Kulturbehörde gibt keine Zuschüsse. "Es wird zunehmend schwerer für kleine Clubs mit bis zu 200 Gästen, Livemusik anzubieten", sagt der "Stellwerk"-Chef. Für das bewusst anspruchsvolle Programm jenseits des Dixieland müsste der Club eigentlich 25 Euro Eintritt verlangen - doch dann würde keiner mehr kommen. Immer donnerstags bis sonntags gibt es Konzerte im "Stellwerk". 50 bis 70 Besucher pro Abend braucht der Club, um wirtschaftlich zu sein. Die Besucherzahlen in 2009 nannte Heiko Langanke nicht. Sie seien aber "zunehmend steigend". Was hält den Jazzclub in Zeiten des Clubsterbens in Hamburg eigentlich am Leben? Letztlich sei es die "Selbstausbeutung der Musiker", so Heiko Langanke, die das internationale Programm in Harburg überhaupt noch möglich mache. Das bedeutet: Wenn die New Yorker Pianistin Ayako Shirasaki, sie spielte zuvor in der Hamburger Laiszhalle, in Harburg auftritt, erhält sie lediglich eine Beteiligung an den Einnahmen der Abendkasse. 700 bis 800 Euro pro Monat bringt der Club an Hotelkosten auf. Meist übernachten die international bekannten Jazzmusiker in einer Pension in Wilhelmsburg.

Seit September 2005 gibt es den Club "Stellwerk". Ursprünglich wollte dort der Kunstverein im Harburger Bahnhof neben Jazz auch Theater und Lesungen auf die Bühne bringen - dazu kam es aber nie. Das "Stellwerk" war immer ein reiner Jazzclub. Künftig will der Jazzclub-Förderverein den Saal untervermieten, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen - als Proberaum für Bigbands oder Theatergruppen.

Nachdem das Überleben gesichert ist, investiert das "Stellwerk" in einen besseren Sound: Die Hamburger Sparkasse stiftete gestern 3300 Euro - eine insgesamt 5500 Euro teure neue Tonanlage soll zum Januar installiert werden. Zum Jahresanfang tauscht die Deutsche Bahn auch die Fenster. Dann, so heißt es, würden die Sänger nicht mehr das sanfte Donnern der vorbei ratternden Schnellzüge hören.