Der Zwölfjährige konnte im Audimax alle Fragen beantworten und verblüffte Moderator und Publikum. Die Uni führte den Besuchern die Techniken von morgen vor.

Harburg. 3500 Menschen haben am Sonnabend im Rahmen der dritten Nacht des Wissens die Technische Universität (TU) Harburg besucht. Nach Angaben der TU waren das doppelt so viele Gäste wie bei der Nacht des Wissens vor zwei Jahren. Dementsprechend gut war die Stimmung bei den 1000 Mitarbeitern und Studenten, die mit 50 Shows und Vorträgen ein Technik-Spektakel zum Anfassen und Mitmachen inszeniert hatten. "Wir haben das ohne Stars und gegen die Konkurrenz von 'Wetten dass ...?' im Fernsehen geschafft", hieß es an der TU.

Sonnabend, 19.45 Uhr: Gegen die Konkurrenz im ZDF setzt die TU eine Stunde Unterhaltung im bewährten Fernsehquiz-Format: Das Audimax II ist jetzt TV-Studio. "Wer wird Ingenieur?" lautet die spannende Frage - wie bei der RTL-Erfolgssendung "Wer wird Millionär?". Die Wissenschaftler aus Harburg haben das Quiz aber noch um eine interaktive Neuheit weiter entwickelt: den Publikumsdrücker. Mit dem fernbedienungsähnlichen Gerät können die Zuschauer bei einigen Fragen mitspielen und Preise gewinnen.

Charmant wie Günter Jauch plaudert Moderator Lennart Pundt, im wirklichen Leben Schiffsbauingenieur, mit seinen Kandidaten. Sein erster Gast ist Toni. Der 12 Jahre alte Schüler spielt sich in die Herzen des Publikums. Er löst alle zehn Fragen. Der Junge weiß, dass man Belebungsbecken bei der Reinigung von Abwässern braucht und das Pasteur eine Methode entwickelt hat, Speisen durch Erhitzen länger haltbar zu machen. "Zwei Daumen hoch", ist der Moderator baff.

In der Erwachsenrunde hängen die Trauben höher: Chemiestudent Simon verblüfft das Publikum und antwortet gelassen, dass der Begriff "Stromkrieg" den Disput um die Einführung von Gleich- oder Wechselstrom in den USA meint. Mit Hilfe des Jokers, eine Frage auslassen zu dürfen, stößt er zur Masterfrage vor - und kann beantworten, warum das Beamen im Star Trek Universum Science-Fiction bleiben wird. Es setzt die physikalische Unmöglichkeit der exakten Ermittlung von Ort und Impuls mikrophysikalischer Objekte voraus. Ob Günther Jauch das gewusst hätte?

Nicht das Raumschiff Enterprise, aber ein anderes beinahe unbekanntes Flugobjekt fasziniert die Besucher an der TU: der Quadrokopter. Studenten lassen die ferngesteuerte Drohne vor den Köpfen ihrer Gäste schweben. Das unbemannte Fluggerät ist kein Spielzeug: Quadrokopter werden heute schon zur Überwachung eingesetzt, das Militär hat Interesse an der Forschung. Der Marktwert liegt bei 10 000 bis 20 000 Euro. Eine Gruppe an der TU um den Doktoranden Jonas Witt (26) will den Quadrokopter günstiger entwickeln und einen Schwarm von elf Stück bauen. "Sie könnten zum Beispiel in Katastrophengebieten bei der Suche nach Überlebenden helfen", sagt Jonas Witt.

Wer bei den Vorträgen der Professoren zuhört, erfährt, was morgen schon Wirklichkeit sein wird. Laserexperte Claus Emmelmann weiß, dass unsere Handys bald noch mehr können: "Dia-Shows werden damit möglich sein", sagt er. Schon jetzt sei die Technik für zehn Dollar pro Stück herzustellen. Claus Emmelmann hofft, dass der Standort Deutschland mit dem Laser als Produktionswerkzeug in der Zukunft konkurrenzfähiger gegenüber der asiatischen Massenproduktion werde.

Viele Kinder sind bei der schlauesten Nacht des Jahres dabei: Michèle Albino (12) ist mit ihren Eltern aus Glinde gekommen. Das Mädchen will Wissenschaft zum Anfassen und ertastet beim Fühl-Quiz in der Bibliothek Disketten - ein Speichermedium, das die 12-Jährige nur noch vom Hörensagen kennt. Danach geht es weiter zum Quiz "Wer wird Ingenieur?". Nach mehr als drei Stunden an der TU, es ist schon nach 22 Uhr, ist Michèle längst noch nicht müde: "Wir gehen noch zu den Lego-Robotern."