Harburg. Ein Workshop der einsamen Seelen: Wenn Seminarleiterin Christiane Pschorsch (Susanne Pollmeier) bei ihrem Workshop "Männerbeschaffungsmaßnahme" die Leitlinien am Flipchart klar definiert, dann rutschen die Karrierefrauen auf der Suche nach dem Mann fürs Leben unruhig auf den Stühlen. Denn gleich müssen sie singen: Beim "therapeutischen Singen" kann man so schön "loslassen" und verbessert seine weibliche "Präsenz". "Sing es!" wird Pollmeier - selbst insgeheim schwer desillusioniert, aber beruflich zwangszuversichtlich - immer wieder diktatorisch gebieten. Scheidungsanwältin (Ulla Meinecke), transsexuelle Flugbegleiterin (Tommaso Cacciapuoti), schwäbelnde Pharmareferentin (Meike Kircher) und Nymphomanin (Jasmin Wagner) trällern sich frei, begleitet von Videoprojektionen rund um ihr Objekt der Begierde: den Mann.

Am Donnerstag feierte "Männerbeschaffungsmaßnahme" in der Regie von Dietmar Loeffler am Harburger Theater Premiere. Geheimes Zentrum des heiteren Liederabends war die Schauspielerin Susanne Pollmeier, die die Seminarleiterin im Hosenanzug mit leerem Coachinggeschwätz, seichten Psychosätzen ("beim Singen ist man von den Konventionen befreit"), eingeflochtenem Englisch und überzeigender Gönnerhaftigkeit sowie brillanter Stress-Mimik zu geben wusste. Auch schön: Tommaso Cacciapuoti, der die Rolle der Transe Chantal nicht nur in schwindelerregenden weißen Highheels absolvierte, sondern auch mit beeindruckender Präsenz versah. Das Publikum freute sich über Hits wie "Its Raining Men" oder "Ich will keine Schokolade". Jasmin Wagner, bekannt einst als "Blümchen", konnte mit dramatisch geschminkten Augen, vamphafter Aura und zerzauster Mähne ihre Sangeskraft in die Welt hinausbrüllen - genau wie Ulla Meinecke, die die desillusionierte Scheidungsanwältin ("Bloß nicht aus Liebe weinen") gab.

Manchmal drohte der Liederreigen dramaturgisch etwas zu "zerfasern" oder ins zu wenig pointiert Übertriebene zu entgleiten: Doch das Publikum dankte herzlich für die heitere Unterhaltung und spendete ausführlich Applaus. Vorstellungen im Harburger Theater bis 15. November.