Autofahrer mussten eineinhalb Stunden warten, bis sie die Straße in Richtung Norden wieder benutzen konnten.

Wilhelmsburg. Es war die erste Demonstration, die je auf der Wilhelmsburger Reichstraße stattgefunden hat. Weit mehr 1500 Aktivisten in Hexenkostümen und mit gruseligen Halloween-Masken machten sich am Sonnabend auf der B4/75 auf den Weg, um gegen die vom Hamburger Senat geplante neue Bahntrasse und den Bau der Hafenquerspange im Wilhelmsburger Süden zu demonstrieren. "Heute vertreiben wir die Autobahnmonster" - unter diesem Schlachtruf zogen die Aktivisten in einem langen Demonstrationszug mit lauter Musik und bunten Plakaten an der Anschlussstelle Wilhelmsburg Süd auf die Reichsstraße. Für eineinhalb Stunden war diese komplett für den normalen Verkehr gesperrt, von 11.30 Uhr bis 13 Uhr ging nichts mehr zwischen der Abfahrt Neuland und der Kornweide in Wilhelmsburg, an der sich der Protestzug gesammelt hatte.

"Es ist gigantisch, wie viele Menschen wir mittlerweile für unsere Aktionen mobilisieren konnten", so Melanie Klein, die gemeinsam mit ihrem Mann zum harten Kern der Engagierten Wilhelmsburger gehört. "Wir haben als kleine Gruppe angefangen und jetzt scheint es, als würde der ganze Stadtteil hinter uns stehen." Mit einer ganzen Reihe von Forderungen und Kritikpunkten gingen die Demonstranten auf die Bundesstraße. Ein Zeichen wollen sie setzen, so die Sprecherin Liesel Amelingmeyer, damit "Kohle von Beust" und "Autobahn Anja" endlich merken, dass sie nicht einfach über die Köpfe der Wilhelmsburger hinweg entscheiden können. "Wir wollen keine Autobahn durch unsere Mitte, denn dann macht auch der Sprung über die Elbe keinen Sinn", ließ Liesel Amelingmeyer vor der Demo durch den Lautsprecher verlauten. "Frau Hajduk hat ihr Wort gebrochen, bereits als sie den Koalitionsvertrag mit der CDU unterschrieben hat. Als grüne Senatorin kann man sich diese Pläne nicht leisten."

Die Engagierten Wilhelmsburger fordern eine sinnvollere Verkehrslösung und wollen weder einen autobahngleichen Ausbau der Wilhelmsburger Reichstraße noch eine südliche Hafenquerspange als direkte Verlängerung der A26 über Kirchdorf und Stillhorn.

"Wir demonstrieren heute am Reformationstag, weil es an der Zeit ist, das alte Verkehrskonzept über Bord zu werfen", so die Initiativensprecherin.

Die Demonstration endete mit einer großen Kundgebung vor dem Wilhelmsburger Rathaus, bei der auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Ulrich Klose zugegen war, der sich hinter die Aktivisten stellte. "Es ist wirklich bemerkenswert, dass uns Herr Klose so viel Mut gemacht hat und an das Jahr 1995 erinnert hat, bei dem die Bürger erfolgreich gegen die geplante Müllverbrennungsanlage demonstriert haben", sagte Manuel Humburg nach der Kundgebung. "Er folgt zwar nicht komplett unserer Argumentation, aber ich habe ein gutes Gefühl dabei." Ein gutes Gefühl hat auch Mitinitiator Jochen Klein nach der erfolgreichen Veranstaltung. "Alles ist friedlich abgelaufen, und wir haben ein Zeichen gesetzt", so Klein. "Das war ein voller Erfolg."