Investoren kamen und gingen: Nach zwölf Jahren baut jetzt eine Buxtehuder Firma den Marktplatz um.

Rothenburgsort. Die Schaufel des Baggers donnerte auf das Flachdach des 50er-Jahre-Baus, Schutt und Steine prasselten auf die Erde. Auf dem Sitz des Baggers saß kein Geringerer als der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Markus Schreiber (48). Der Sozialdemokrat strahlte wie ein Schulbub, als er die Hebel betätigte, denn Baggerfahren ist seine geheime Passion: Schon zum dritten Mal in seiner Amtszeit ließ es sich der Mitte-Chef nicht nehmen, bei Abrissarbeiten persönlich auf einen Bagger zu steigen.

Mit Schreibers Baggerei begannen am Mittwochmittag wichtige Arbeiten für einen Platz, der nur zwei S-Bahnstationen vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt liegt: der Rothenburgsorter Marktplatz. Zurzeit ist das Zentrum Rothenburgsorts ein Geisterplatz mit verlassenen Geisterhäusern. Schon vor zwölf Jahren gab es Ansagen, dass hier ein vitales Stadtzentrum entstehen solle. "Aber hier sind große und bedeutende Investoren gescheitert", analysierte Schreiber.

Nun aber hat sich ein Investor gefunden: die AVW Immobilien AG aus Buxtehude. Bis Ende 2011 baut das börsennotierte Unternehmen einen Gebäudekomplex mit einer Gesamtmietfläche von 15 700 Quadratmetern.

Nun entstehen Wohnungen und Gewerbe in U-Form - darunter eine stationäre Pflege der Caritas (4400 Quadratmeter), Wohnungen (3900 Quadratmeter), Büros und Praxen (2400 Quadratmeter), betreutes Wohnen (800 Quadratmeter), eine Haspa-Filiale (500 Quadratmeter) und ein Kindergarten (400 Quadratmeter).

AVW-Projektleiter Volker Becker brachte es ironisch auf den Punkt: "Die alten Gebäude rund um den Marktplatz werden nur noch für kurze Zeit die heimische Flora und Fauna beherbergen." Der Investor konnte bislang schon folgende künftige Mieter gewinnen: die Caritas, Penny, Budnikowsky und die Hamburger Sparkasse. Auch für Arztpraxen, eine Apotheke und einen Friseur dürfte der Rothenburgsorter Marktplatz eine neue Heimat werden.

Ziel ist es, den neuen Marktplatz wieder zum zentralen Treffpunkt der Rothenburgsorter zu machen. Mittwochs und sonnabends soll hier der Wochenmarkt statt finden, der zurzeit in die Stresowstraße umgezogen ist. Und zwölfmal jährlich darf der Platz für Volksfeste, Straßentheater oder Musikveranstaltungen genutzt werden.

Ilse Oldag(75) vom Bürgerverein Rothenburgsort/Veddel freute sich über das neue Zentrum und erinnerte sich an einen "blühenden Stadttteil: Als ich 1959 hierher zog, gab es noch alle Geschäfte. Heute gibt es hier nicht mal mehr einen Schlachter."