Seit 60 Jahren bewegen Landfrauen das Land. Mit ihrem Engagement und ihrer Kreativität, ihrem Talent zu Organisation und einer beeindruckenden Teamfähigkeit prägen sie seit Jahrzehnte Lüneburg und den Landkreis.

Rolfsen. Der Kreisverband der Landfrauen Lüneburg feiert heute sein 60-jähriges Bestehen. Unter seinem Dach wirken 17 Ortvereine mit 2250 Mitgliedern.

In 60 Jahren hat sich viel verändert. Waren einstmals ausschließlich Bäuerinnen im den Vereinen organisiert, gehen heute 80 Prozent der Landfrauen anderen Berufen nach. Trotz ihrer Vielfältigkeit, verbinden die Frauen viele gemeinsame Interessen und Bedürfnisse. Landfrauen setzten sich für gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten ein, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen; sie engagieren sich für eine gute Gesundheitsvorsorge, für gesunde Ernährung mit regionalen Lebensmittel und nutzen die qualifizierten Ausbildungsmöglichkeiten der Landesverbände.

Obwohl mit attraktiven Angeboten gesegnet, beschäftigt die Vereine das Problem der Überalterung. 50 Jahren aufwärts zählen die jüngsten Landfrauen. Jüngeren Frauen engagieren sich in anderen Vereinen, sind beruflich und familiär eingebunden. Gründe, warum eine Entscheidung für die Landfrauen erst relativ spät fällt.

Keine Regel ohne Ausnahmen: Es gibt sie eben doch, die Küken in den Nestern der Landfrauenvereine. Steffi Lühr aus Rolfsen ist eine dieser jungen Landfrauen. Vor zwei Jahren trat sie in den Ortsverein Amelinghausen ein. Ein ehrenamtliches Engagement im Vorstand kommt für die 37 Jahre junge Mutter von drei Kindern und Frau eines Landwirts noch nicht in Frage. Zu sehr ist sie in Familie und Landwirtschaft eingebunden. "Was uns Frauen in der Landwirtschaft auszeichnet, ist die Flexibilität. Entweder stehe ich in Zeiten der Kartoffelernte tagelang in der Küche und bereite die Mahlzeiten für meinen Mann und die Erntehelfer. Wenn Leute fehlen, stehe ich selbst auf dem Roder oder sammle Kartoffeln in der Scheune ab. Nichts ist fest planbar. Man muss eben flexibel sein." Auf den Veranstaltungen der Amelinghausener Landfrauen fühlt sich Steffi Lühr wohl. Dort trifft sie auf Frauen, die sie verstehen. "Als Landfrau bin ich Teil einer starken Gesellschaft, die ich mitprägen kann. Ich finde es gut, dass bei uns Alte und Junge zusammenkommen." Aufmerksam registriert sie, dass Themen für jüngere Frauen und Familien auf der Agenda ein Platz eingeräumt wird. "Auch der Vorstand hat sich verjüngt."

Steffi Lühr wuchs zwar nicht auf einem Bauernhof auf, doch immerhin in einer ländlichen geprägten Gegend wie der Samtgemeinde Amelinghausen. Der Vater hat als Landmaschinentechniker seiner Tochter ein Verständnis für Maschinen und die Landwirtschaft mitgegeben. Sie begann eine eineinhalbjährige Ausbildung zur Hauswirtschafterin, die sie erfolgreich abgeschlossen hat. Ein Beruf, der fast aus der Mode gekommen ist. Eine Hauswirtschafterin versorgt und betreut Menschen in einem Haushalt. Sie sorgt für Ordnung und Hygiene

Sie kümmert sich um die Wäsche und ist für den Einkauf und die Vorratshaltung von Lebensmitteln verantwortlich. Im ländlichen Bereich kommen die Bearbeitung von Nutzgärten, die Konservierung und Veredlung landwirtschaftlicher Erzeugnisse sowie deren Vermarktung oder das Versorgen von Kunden oder Gästen hinzu.

Für Steffi Lühr war es auf jeden Fall die richtige Wahl. Und hier nähert sich die junge Frau aus Rolfsen mehr als alle anderen den ins Alter gekommenen Landfrauen. Für diese war eine hauswirtschaftliche Lehre das Rüstzeug, das sie auf das höfische Leben vorbereitete.