Bernhard Frank berät Sammler und unternimmt regelmäßig Lehrwanderungen in den Wäldern rund um Lüneburg.

Lüneburg. Er sieht aus wie ein Pfifferling: goldbraun, feine Lamellen an der Hutunterseite und festes Fleisch. Nur, dass der Pilz mit rund 20 Zentimetern Höhe und einem Hutdurchmesser von rund zehn Zentimetern viel zu groß geraten ist. "Das ist ein Schüppling und er ist giftig", sagt Bernhard Frank regionaler Pilzexperte und -berater aus Radbruch. "Eine Pilzsammlerin hatte den Riesenfund am Wochenende am Bockelsberg entdeckt. Sie brachte ihn zu mir, weil sie sich nicht sicher war, ob er essbar ist."

Der 55-Jährige unternimmt seit Jahren ehrenamtlich Pilzlehrwanderungen für Interessierte in den Lüneburger Wäldern und berät Pilzsammler. Jetzt zur Hochsaison geht er jedes Wochenende auf Tour. "Das Pilzwetter ist gerade gut", so Frank. Nach den jüngsten Regenfällen konnten sich die Pilze gut entwickeln. "Normalerweise beginnt die Pilzsaison im September, doch der Sommer war zu trocken", sagt Frank.

Noch bis Mitte November gibt es reichlich Pilze, da sei für manche Sorten, wie Frostschneckling und Austernseitling, auch Kälte kein Problem. "Im Gegenteil", so der Experte, "die können nur bei Frostwetter wachsen." Die Klassiker unter den Speisepilzen, wie Maronen, Steinpilze und Krause Glucke, haben es dann eher schwer.

Insgesamt gibt es in der Region rund einhundert essbare Pilzarten. "Die muss der Sammler natürlich nicht alle kennen. Viel wichtiger ist, die giftigen zu kennen, und davon gibt es hier 30 Arten", so Frank und zählt ein paar Regeln auf: "Am besten funktioniert der Geschmackstest. Dabei schneidet man aus dem Inneren etwas Fruchtfleisch aus dem Hut und probiert. Schmeckt der Pilz mild, ist er in der Regel essbar", so Bernhard Frank und rät, die Geschmacksprobe nie herunter zu schlucken.

"Roh sind alle Pilzarten unverträglich." Natürlich gebe es von der Regel immer auch Ausnahmen, so wie der Netzstielige Hexenröhrling, der sich nicht mit Alkohol verträgt oder der Hallimasch, von dem nur der Hut essbar ist und das Kochwasser unbedingt weggekippt werden müsse. "Sonst gibt es Durchfall."

Auf seinen Lehrführungen räumt der von der "Deutschen Gesellschaft für Mykologie" ausgebildete Experte auch mit beliebten "Erkennungsmythen" auf: "Nicht jeder giftige Pilz schmeckt bitter und Fresslöcher von Tieren sind ebenfalls kein Indiz für die Ungiftigkeit von Pilzen", so Frank. Denn es gibt durchaus Tiere, die toxische Pilze vertragen.

"Einen Pilz, den man nicht kennt, nimmt man ganz heraus, denn an der Knolle ist jeder Pilz bestimmbar", sagt der Pilzexperte. Doch bis dahin brauche der Sammler viel Übung und immer mal wieder fachlichen Rat. Deshalb stünde er auch für Pilzbestimmungen gern zur Verfügung. Grundsätzlich gelte: "Ist sich der Sammler unsicher, soll er den Pilz besser stehen lassen."

Sein ganz persönlicher Pilzfavorit ist der Riesenschirmling oder auch Parasol genannt. "Für mich der beste Speisepilz", schwärmt Frank. Natürlich könne man den Pilz auf ganz klassische Art "verbraten", mit Zwiebeln in der Pfanne oder in Soße. Doch dieser Pilz schmecke am besten paniert. "Dazu entfernt man den Stiel und die Schuppen auf dem Hut, wälzt den Pilz erst in Mehl, dann in Ei und schließlich in Paniermehl und brät ihn im Ganzen in der Pfanne. Er schmeckt tatsächlich wie Kalbfleisch." Der Pilz ähnelt Steinpilzen, wächst aber ausschließlich in Buchenwäldern, hat einen hellen Hut mit dunkeln Schuppen darauf, festes Fleisch und wird mindestens zehn Zentimeter groß.

Bernhard Frank bietet an den nächsten Wochenenden Pilzlehrwanderungen an: Erster Termin ist der morgige Sonnabend, 10 Uhr. Treffpunkt ist der Friedhof in Mechtersen. Weitere Termine sind an den folgenden drei Wochenenden jeweils sonnabends, 10 Uhr, Treffpunkt ist der Parkplatz vor dem Sendeturm hinter dem Elbeseitenkanal Richtung Bleckede. Sonntags, 10 Uhr, am Friedhof in Mechtersen. Kosten fünf Euro. Weitere Informationen, auch für Pilzberatungen, gibt es bei Bernhard Frank unter der Telefonnummer 0160/98 00 37 95.