Michael Grube aus Bispingen erforscht alte Militäranlagen in der Heide und veröffentlicht die Ergebnisse im Internet.

Schneverdingen/Bispingen. Die Vergangenheit ans Licht bringen will Michael Grube (46) aus Bispingen. Besonders interessiert er sich für vergessene, längst überwucherte Bauwerke, die einst militärisch genutzt wurden - so wie auf dem Camp Reinsehlen bei Schneverdingen. Wo heute Hotel, Gasthaus und Naturschutzakademie stehen, wo Künstler ihre Arbeiten auf der grünen Wiese präsentieren und die Heidschnucken gemütlich futtern, waren noch vor Jahrzehnten Kampfflugzeuge und Panzer zu Zause. Grube: "Das ist hier geschichtsträchtig ohne Ende."

Welche Hallen im Dritten Reich von der Luftwaffe und später von der britischen Armee genutzt wurden, wo Munition gelagert oder Flugzeuge vor Luftangriffen versteckt wurden - Michael Grube hat es herausgefunden, sogar die alten Feuerlöschteiche sind noch in der Landschaft erkennbar. Eine Flugplatzkommandantur und zwei Start- und Landebahnen, nicht betoniert, sondern mit Grasoberfläche, gab es hier zu Luftwaffenzeiten. Jagdflugzeuge und Junkers Ju 52 in Transportausführung waren in Reinsehlen stationiert. Sogar ein "Scheinflughafen" war in der Nähe, der die alliierten Bomber vom eigentlichen Geschehen ablenken sollte. Manches ist noch sichtbar, anderes ist verschwunden. Grube: "Es wächst wieder zu, die Natur holt sich das unglaublich schnell zurück."

Nebenan, auf der anderen Seite der Landstraße, befindet sich heute ein Segelflugplatz. Zu Kriegszeiten waren hier Kampfflugzeuge abgestellt. Im Betonband einer Rollbahn findet sich eingeritzt die Botschaft eines Zwangsarbeiters - seinen Heimatort hat er festgehalten und die Jahreszahl 1944. Die Inschrift ist inzwischen kaum mehr zu lesen, Wind und Wetter haben ganze Arbeit geleistet. Die Zeit verwischt Spuren und Erinnerungen, hat Michael Grube festgestellt. So kommen von Zeitzeugen zwar immer wieder wichtige Hinweise, doch für präzise Auskünfte konsultiert der selbstständige Kaufmann aus Bispingen lieber die Datenbestände der Archive.

Ob Staats-, Kreis- oder Stadtarchive, entsprechende Einrichtungen der Bundeswehr oder sogar in England und in den USA - manchen (Urlaubs-)Tag hat der ambitionierte Hobbyhistoriker schon zwischen alten Dokumenten verbracht. Bei einem Spaziergang mit seinem Hund fand er vor Jahren mitten in der Landschaft Reste eines Waffenarsenals, seitdem lässt ihn das Thema "nicht mehr los". In der Schule werde nur allgemeines Wissen über den Zweiten Weltkrieg oder den Kalten Krieg vermittelt. Was sich "direkt vor der Haustür" abgespielt hat, bleibt im Dunkeln.

Obwohl mancher Ort eine interessante Geschichte hat, wie jener alte Flugplatz bei Celle, wo deutsche Piloten einst in die Kunst des Blindflugs eingewiesen wurden. Die Autobahn von Hamburg nach Hannover sollte ursprünglich auf einer heute fast vergessenen Trasse gebaut werden. Alte Militäranlagen, Munitionsdepots, Flakstellungen, Bunker oder das Camp Reinsehlen - wie weit die militärische Präsenz in der Heide einst reichte, erforscht Grube.

Geld wolle er mit seiner Forschungsarbeit nicht verdienen, sagt er, dann ginge der Spaß verloren. So verfasst er lieber Artikel für Fachzeitschriften und arbeitet in einem Netzwerk. Seine Erkenntnisse und die seiner Mitstreiter in diesem Netzwerk in der Interessengemeinschaft "lostplaces.de" veröffentlicht Grube im Internet.

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