Zwischen Eißendorfer Straße und Rustweg wölbt sich Kopfsteinpflaster über die Fahrbahn, ganz so, als ob noch Pferdefuhrwerke unterwegs wären.

Harburg. Bereits seit 1962 lebt Abendblatt-Leser Helmut Nahrstaedt (72) in Harburg. Gerne spaziert der Rentner durch die Straßenzüge rund um Kirchhang, Eißendorfer Straße, Femerlingstraße und Rustweg. Dabei fällt ihm ein Abschnitt der Femerlingstraße immer wieder auf. "Hier muss sich seit den 20er-Jahren nichts verändert haben. So eine Straße gibt es in Harburg kein zweites Mal", berichtet der 72-Jährige.

Tatsächlich scheint in dem kleinen Stück zwischen Eißendorfer Straße und Rustweg die Zeit stehen geblieben zu sein. Kopfsteinpflaster wölbt sich über die Fahrbahn, die von sehr hohen Kantsteinen gesäumt werden, ganz so, als ob heutzutage noch Pferdefuhrwerke und Kutschen unterwegs wären. Ein Idyll, auf das Anwohner und auch Nahrstaedt verzichten können. Denn: "Der Bürgersteig ist uneben und abschüssig. Senioren, die mit Gehwagen unterwegs oder überhaupt unsicher auf den Beinen sind, haben hier keine Chance. Das ist gefährlich", so Nahrstaedt. Außerdem sollten Autofahrer schon sehr geübt sein, um hier parken zu können. Sie müssen den hohen Kantstein hochfahren oder sie bleiben lieber gleich an der Straße stehen. Einige fahren an abgesenkten Bordsteinen auf den Bürgersteig und tasten sich in die engen Parklücken, die noch durch Fahrradbügel begrenzt sind. "Klar sind die Autofahrer hier besonders vorsichtig, man will sich ja nicht den Unterboden aufreißen oder die Stoßdämpfer kaputt fahren."

Allerdings ist nur das kleine Stück zwischen Eißendorfer Straße und Rustweg nicht asphaltiert. Jenseits der Eißendorfer Straße ist der Fahrbahnbelag bereits erneuert worden. Auch die Bordsteinkanten haben eine niedrigere Höhe.

Für Nahrstaedt ist der Zustand der Straße ein Skandal. Es sei nicht einzusehen, warum nur ein Teil der Femerlingstraße modernisiert worden ist. Er hat nur eine Erklärung für "das üble Flickwerk": "Hier wohnen halt keine wichtigen Leute. Wenn hier Villen stehen würden, hätte die Stadt längst etwas unternommen", sagt er.

Petra Schulz, Sprecherin der Harburger Bezirksverwaltung, winkt ab. "Das ist zwar nicht schön, doch andere Straßen haben hier Vorrang, wenn es um die Sanierung geht", berichtet sie auf Nachfrage des Abendblattes. Aufgrund der knappen Haushaltsmittel habe man eine Prioritätenliste aufgestellt. So stehen Schlaglöcher und abgesenkte Gehwegplatten an erster Stelle. "In diesen Fällen ist Gefahr in Verzug, dann müssen wir sofort etwas unternehmen." Um Unfälle zu vermeiden, seien regelmäßig sogenannte Wegewarte in Harburg unterwegs, die auf den Zustand der Straßen achten. Auch an der Femerlingstraße kommen diese Verwaltungsmitarbeiter vorbei. Die Begutachtung habe keine gravierenden Auffälligkeiten ergeben. "Hier ist es rein von den Sicherheitsvorschriften nicht so kritisch", sagt Petra Schulz.

Nahrstaedt sieht das anders. "Da muss dringend etwas unternommen werden.