Schon früh um sechs Uhr waren die ersten Händler da, und die ersten Kunden suchten nach attraktiven Angeboten.

Tostedt. "Spät dran" ist Marlene Depmer diesmal beim Tostedter Flohmarkt, erst um sechs Uhr morgens beginnt sie mit dem Aufbau. Zwei Stunden dauert es, ehe der Stand steht und alle Waren ansprechend platziert sind. Zwischendurch werden schon erste Geschäfte auf dem "Töster Markt" getätigt. Um diese frühe Stunde sind bereits die ersten Schnäppchenjäger mit Taschenlampen unterwegs - "Aufkäufer", sagt die 60-Jährige, die die erworbenen Artikel gegen Aufpreis später an den eigenen Ständen weiterverkaufen wollen.

Rund 700 Anbieter haben Waren mitgebracht, zusammengerechnet ergibt das eine Standlänge von sechseinhalb Kilometern. Zu kaufen gab es Kitsch und Kunst, Ramsch und Wertvolles: Schallplatten und Blechschilder, alte Ski, Waggons und Loks für die Modelleisenbahn, Werkzeug, Schmuck und Puppenwagen.

Aussteller und Gäste kommen aus dem In- und Ausland. Dänen, Holländer und Polen sind dabei. Die ersten Autos parken schon weit außerhalb von Tostedt auf Feldwegen und Wiesen, und wer im Ortszentrum einen Parkplatz auf einem Privatgrundstück haben will, darf dafür schon mal vier Euro an den Besitzer bezahlen.

Der Werbekreis Tostedt als Veranstalter spricht vom "größten Flohmarkt im Norden". Pressesprecher Jürgen Salewsky beziffert die Zahl der Besucher auf "mehr als 30 000". Das Ergebnis ist ein einziges Gedränge und Geschiebe in den Straßen rund um den neu gestalteten Himmelsweg und die Bahnhofstraße. Klar, dass sich da auch mal Eltern und Kinder, Eheleute oder Großeltern und Enkel aus den Augen verlieren.

Über die Lautsprecheranlage ist immer wieder die Stimme von Rudi Schmidt zu hören, der per Mikrofon Such- und Warnmeldungen durchgibt. Automatisch greifen sich die Flohmarktbesucher an die Brust- oder Gesäßtasche, als die Ansage über die Lautsprecher kommt: "Haltet Eure Portemonnaies fest, es sind Taschendiebe unterwegs." Allgemeines Geschmunzel ist dagegen auf den Gesichtern zu sehen, als Schmidt eine Frau bittet, zum Infopavillon im Himmelsweg zu kommen: "Ihr Ehemann wartet auf Sie - aber nicht mehr lange!"

Bei Marlene Depmer bleibt nicht jeder stehen, ihr Sortiment ist speziell und vor allem etwas für Liebhaber. Asiatisches Kunsthandwerk hat sie zu verkaufen - Elefanten und Enten aus Indonesien und von der Insel Bali sind dabei, geschnitzte Buddhafiguren und kunstvoll bemalte Pferde. Ein handbemalter Buddha aus Hartholz soll 120 Euro kosten, für 100 würde er aber auch schon den Besitzer wechseln. Gehandelt wird bei fast jedem Kauf: "Das wollen die Leute auf dem Flohmarkt."

Den Tostedter Markt kennt Marlene Depmer aus der Wingst im Landkreis Cuxhaven schon seit 20 Jahren. Sie kommt immer wieder gern her: "Das ist nett hier und gut organisiert." Allerdings wachse die Konkurrenz, Flohmärkte gebe es heute "an jeder Straßenecke". Außerdem sitze das Geld nicht mehr so locker. "Es sind schlechte Zeiten", sagt Marlene Depmer. "Überschaubar", sei das Publikum, das an ihrem Stand im Himmelsweg vorbeigeht, "früher kam man hier gar nicht mehr durch". Und zeitiger aufgebaut hätten die Aussteller in anderen Jahren auch - "in Spitzenzeiten schon abends um zehn".