Immerhin sind Orgel, Bänke und die Kirchenfenster gerettet worden. Die Polizei sucht nach dem Brandstifter.

Over. Vor der Kapelle am Alten Elbdeich ist angesengtes Reet verstreut, Brandgeruch liegt immer noch in der Luft. Immer wieder kommen Einwohner aus Over vorbei, schauen fassungslos auf den verkohlten Dachstuhl. Wie berichtet, wurde die Kapelle in der Nacht zu Montag von einem Brandstifter angezündet.

"Der Schock sitzt bei uns allen tief", sagt Pastor Peter Schwarz (50), der traurig im Inneren des Gebäudes vor dem Altar steht. "Der Täter muss sensibel sein, hat er doch das Herz der Gemeinde getroffen." Schwarz ist froh, dass einige Gegenstände "mit hoher Symbolkraft" gerettet werden konnte. Der Altar wurde abgedeckt. Alles ist nun unter dicken Plastikplanen verstaut, bis auf das Kreuz, das, von den Flammen verschont, wie ein Mahnmal inmitten all der Trümmer und Wasserlachen aus der Wand im Kirchenschiff ragt - ähnlich dem verkohlten Kreuz, das neben dem Eingangstor der Kapelle an der Fassade angebracht worden ist. Denn es ist nicht das erste Mal, dass das Gebäude ein Raub der Flammen wurde. 2003 schlug der Feuerteufel schon einmal zu. Auch damals war es Sonntagnacht, brannte das Reetdach lichterloh. "Viele Menschen hier können sich noch gut daran erinnern. Sie haben Angst, dass es morgen wieder irgendwo in der Nachbarschaft brennt", so der Pastor. Denn damals wie heute ging dem Feuer in der Kapelle eine unheimliche Brandserie voraus. Kurz bevor 2003 Am Alten Elbdeich gezündelt wurde, musste die Feuerwehr in der Nähe einen brennenden Müllcontainer löschen. Auch in den Wochen zuvor gingen Notfallmeldungen bei der Feuerwehr Seevetal ein. Scheunen, Schuppen und Unterstände standen in Flammen. "Viel Ruhe haben die Retter der Feuerwehr damals nicht gehabt." Die Polizei konnte einen Verdächtigen ermitteln, doch die Staatsanwaltschaft hatte keine Anklage gegen den Mann erhoben.

Nur ein Jahr später ging es wieder los. Gleich zweimal hatte ein Brandstifter die Meckelfelder Bücherei im Visier. Zuvor gingen diverse Container und der Anbau der Turnhalle an der Grundschule in Emmelndorf auf das Konto eines Feuerteufels.

Auch in diesem Jahr gab es im Vorfeld des Kapellenbrandes mehrere Taten. So musste die Feuerwehr in den vergangenen zwei Wochen zu vier Einsätzen ausrücken. Mal brannte Unrat vor einer Scheune, dann ein Mülleimer vor einem Supermarkt in Bullenhausen - und kurz darauf die Kapelle.

"Es ist unheimlich, ruhig schlafen kann hier keiner mehr", sagt Pastor Schwarz. Doch ist er froh, dass unter anderem die Kirchenbänke und die Orgel erhalten geblieben sind. Wenn er sich an die Hilfsbereitschaft vieler Anwohner und Einsatzkräfte der Feuerwehr erinnert, steigen ihm Tränen der Rührung in die Augen. "Die Menschen hängen an ihrer Kapelle, lassen sich nicht unterkriegen", sagt er und deutet auf die bunten Kirchenfenster, die "wie durch ein Wunder" heil geblieben sind. Auch die neuen Hochzeitsstühle, die vor ein paar Wochen geliefert wurden, gibt es noch - für Schwarz "eine besonders glückliche Fügung. Kurz vor dem Brand hatte er die beiden Schmuck-Stühle nach Meckelfeld ausgeliehen. "Die haben dort nicht so schöne Hochzeitsmöbel."

Unterdessen sucht die Polizei nach dem Täter. "Wir sind dran", so Michael Düker, Sprecher der Polizeiinspektion Harburg. Doch gesehen wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag niemand rund um die Kapelle - "wie von der Dunkelheit verschluckt", so Schwarz.