Wählen ist wichtig. Spätestens seit meinem Politikstudium habe ich alle meine Mitmenschen bei jeder anstehenden Wahl mit dieser Weisheit gnadenlos genervt.

Umso mehr schäme ich mich dafür, seit vorgestern zu der Gruppe der Nichtwähler zu gehören. Ich. Die Verfechterin des Wahlrechts. Eine Schande.

Aber: Ich kann nichts dafür. Ich hab lediglich auf die neuen Medien vertraut. Und die haben mir dann einen Strich durch den Wahlzettel gemacht. Man kann nämlich seine Briefwahl online beantragen. Als die Wahlunterlagen dann nicht kamen, suchte ich den Fehler bei mir. Eingabefehler vielleicht. Also hieß es am Sonntag für mich: Ab ins Wahllokal. Weiterhelfen konnte mir dort keiner: "Sie haben doch Briefwahl gemacht." Ich verneinte. Dann seien die Wahlunterlagen wohl auf dem Postweg verloren gegangen, schloss die Wahlhelferin daraus. Losgeschickt hätte man sie nämlich. Und wenn ich jetzt auf normalem Wege wählen würde, hätte ich ja, theoretisch, zweimal wählen können. Hab ich aber nicht. Kein Mal, nicht zwei Mal. Mein einziger Trost: Durch meine Überzeugungsarbeit der letzten Wochen habe ich die Gruppe der Nichtwähler trotzdem verringert. Auch wenn ich jetzt unfreiwillig dazu gehöre. Und: Nächstes Mal werden mir die Post oder das Internet mein Wahlrecht nicht wieder nehmen.