60 Eigentümer wollen ihre Häuser auf neuesten Standard in Sachen Energieverbrauch bringen - und damit einen Klimabeitrag leisten.

Wilhelmsburg. Magdalene Baus und Heinz Wernicke (beide 58) fühlen sich in Wilhelmsburg pudelwohl. Seit 26 Jahren wohnt das Ehepaar in einer Doppelhaushälfte in der Straße Auf der Höhe. In dem Haus aus dem Jahre 1890 waren früher Eisenbahnerwohnungen untergebracht. Jetzt ist die Immobilie ein wenig in die Jahre gekommen - deshalb wollen die Leiterin der Elternschule Wilhelmsburg und der Sozialpädagoge an der Gesamtschule Wilhelmsburg das Haus fit machen für das dritte Jahrtausend: Die Außenwände, die Kellerdecke und das Dach sollen gedämmt, die Fenster dreifach verglast, eine Belüftungsanlage soll eingebaut werden, "damit wir im Winter nicht die Fenster aufmachen müssen", sagt Heinz Wernicke.

Aber das ist noch nicht alles: Eine neue Heizungsanlage soll auch her - die Wahl-Wilhelmsburger wollen mit Solarkollektoren und Holzpellets für Wärme und Warmwasser sorgen. 130 000 Euro soll das Projekt kosten - ein Drittel der Summe kann das Ehepaar aus Fördertöpfen zurückbekommen.

Magdalene Baus und Heinz Wernicke gehören zu 60 Wilhelmsburger Öko-Pionieren, die am Montagnachmittag gemeinsam an Bord der Barkasse "Serrahn Deern" gegangen sind. Mit einer dreistündigen Rundfahrt über die Dove-Elbe, den Ernst-August-Kanal, den Reiherstieg und durch den Spreehafen hin zum IBA-Dock im Müggenburger Zollhafen bedankte sich die Internationale Bauausstellung Hamburg (IBA) bei allen Hauseigentümern, die sich an der Aktion "Prima Klima-Anlage" beteiligt und einen Energiepass für ihr Haus erworben hatten.

Ab sofort fördert die IBA bis zu 20 Sanierungen nach "IBA-Exzellenz-Standard". "Es ist toll, dass sich so viele Eigentümer auf den Elbinseln für eine energiesparende Sanierung ihrer Gebäude interessieren", sagte Uta Mailänder von der Wohneigentümer-Gemeinschaft in der ehemaligen Schule am Moorwerder Norderdeich 90.

Energiepassbüros hatten den Energieverbrauch sowie das Energiespar-Potenzial der Wohngebäude ermittelt. Von allen Häusern wurde kostenlos eine Thermografie erstellt. Dass Spektrum der Gebäude reicht vom Einfamilienhaus in Kirchdorf über ein denkmalgeschütztes Mehrfamilienhaus auf der Veddel bis zu Wohnpontons auf dem Reiherstieg. "Die Beratung hat sich für uns gelohnt. Wir wissen jetzt zum ersten Mal, wie viel Energie unser Haus eigentlich verbraucht und mit welchen Maßnahmen wir das Maximum an Energieeinsparungen erzielen", sagt Heinz Wernicke.

Bis Ende des Jahres können sich die 60 Eigentümer für eine von 20 Sanierungen bewerben. Wer sein Gebäude nach dem "IBA-Exzellenz-Sanierungsstandard" - der über dem der Hamburger Klimaschutzverordnung liegt - sanieren möchte, kann von der IBA zusätzlich zu den üblichen Hamburger und bundesweiten Förderungen bis zu 10 000 Euro pro Wohneinheit erhalten.

"Die 60 Hauseigentümer an Bord sind Pioniere im Klimaschutz auf den Elbinseln. Ich bin sicher, dass in den nächsten Jahren viele ihrem Beispiel folgen werden", sagte Projektleiterin Simona Weisleder - IBA-Chef Uli Hellweg ließ sich wegen eines Termins in Berlin entschuldigen. Die "Prima Klima-Anlage" ist ein Baustein des "Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares Wilhelmsburg". Das Ziel der IBA: den Energieverbrauch senken, die Energieeffizienz verbessern und den Anteil erneuerbarer Energien auf den Elbinseln auf 100 Prozent steigern. Die Vision dabei ist die "klimaneutrale Elbinsel".

Weitere Projekte des "Klimaschutzkonzeptes" sind die energieeffiziente Sanierung des sogenannten Weltquartiers, die Umgestaltung der Deponie Georgswerder in einen regenerativen Energieberg sowie das mit innovativer Bau- und Energiespar-Technologie ausgerüstete Ausstellungs- und Informationszentrum IBA-Dock.