Wenig bekannt: Die Deutsche Extrakt Kaffee GmbH beliefert von der Cafeastraße am Buschwerder Hauptdeich weltweit Kunden.

Wilhelmsburg. Beinahe verborgen hinter einem Deich in Wilhelmsburg ist ein Kaffee-Imperium zu Hause. Die Deutsche Extrakt Kaffee GmbH (DEK) ist der größte Hersteller von löslichem Kaffee in Deutschland. Das Stück Straße unmittelbar vor dem Werksgelände am Buschwerder Hauptdeich ist in Cafeastraße umbenannt worden - ein Tribut an die mehr als ein halbes Jahrhundert alte Bohnen-Dynastie. Doch kaum ein Verbraucher kennt das Unternehmen. Der Grund ist einfach: Der Spezialist für löslichen Kaffee und Cappuccino stellt die Handelsmarken für die großen Lebensmittelketten her - steht also bei Aldi, Lidl, Rewe oder Edeka nie unter dem eigenen Namen im Supermarktregal.

Nach frischen Kaffee duftet es nicht an der Cafeastraße. Seit 1971 röstet die Deutsche Extrakt Kaffee nicht mehr in Wilhelmsburg, sondern in sieben Werken in Deutschland, Polen und Großbritannien. In der Cafeastraße, insgesamt 363 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, sitzen der Einkauf, das Marketing, das Qualitätsmanagement und der Vertrieb. Vor allem packt die DEK auf der Elbinsel ihren Kaffee ab.

130 Millionen Gläser pro Jahr, so Vertriebsleiter Arnulf Meuser (46), werden hier abgefüllt und in mehr als 60 Länder exportiert - bis nach Australien, Russland, Japan oder Südafrika. Wie gigantisch das Kaffee-Imperium ist, drückt Bernd Zwengel (64) vom Unternehmensmarketing mit einer Zahl aus: "Pro Tag trinken die Menschen 50 Millionen Tassen Kaffee von der DEK."

Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen - noch vor Wasser und Bier. 148 Liter hat jeder Bundesbürger nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes im vergangenen durchschnittlich getrunken. Deshalb scheint die schwerste Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesrepublik auch einen Bogen um die Cafeastraße zu machen: "Trotz Krise ist der Kaffeekonsum gestiegen", sagt Bernd Zwengel. Und in der Krise gewännen gerade die Handelsmarken. Die Trinkgewohnheiten hätten sich aber verändert: Kaffee werde wieder mehr zu Hause getrunken. In den Restaurants dagegen sinke der Absatz.

Der deutsche Kaffeegenießer setzt lieber auf Röstkaffee als auf löslichen Kaffee. Der Anteil des löslichen Kaffees am gesamten deutschen Kaffeemarkt liegt bei elf Prozent. Engländer, Schotten, Waliser und Nordiren dagegen schätzen die schnelle und unkomplizierte Zubereitungsform: Bei 93 Prozent liegt der Marktanteil für löslichen Kaffee und Großbritannien. Weltweit ist jede vierte getrunkene Tasse Kaffee ein löslicher Kaffee.

Die Geschichte der Deutschen Extrakt Kaffee beginnt in 1955. Damals kam Nescafé aus den USA als erster löslicher Kaffee in Deutschland auf den Markt. Führende deutsche Kaffeeunternehmer wollten diesen Zukunftsmarkt nicht den Amerikanern überlassen - neben Walter Jacobs (Jacobs Kaffee), Max Herz (Tchibo) und Rolf Schops (Eduscho) gehörte dieser Runde Bernhard Rothfos an. Sonst knallharte Konkurrenten, gründeten diese Runde die Deutsche Extrakt Kaffee. Bernhard Rothfos' Sohn Jan Beernd übernahm nur en Jahr später die Geschäftsführung.

Der heute 82-Jährige ist noch immer der Firmenchef. Mit dem Auto fährt er die deutschen Werke ab, ist einmal in der Woche in Wilhelmsburg. Die Deutsche Extrakt Kaffee ist heute Teil der internationalen Cafea-Gruppe.

Dass selbst Hochtechnologieländer wie Japan löslichen Kaffee von der Deutschen Extrakt Kaffee importieren, begründet Vertriebchef Arnulf Meuser so: "Wegen der Qualität. Die Technologie ist sehr anspruchsvoll." Es gebe auch japanischen Instantkaffee, aber von geringerer Qualität.

Einen weit verbreiteten Irrtum möchte Bernd Zwengel ausräumen. Auch wenn aus Wilhelmsburg löslicher Kaffee und Capuccino an alle großen Lebensmittelriesen gehen: "Jede Handelsmarke hat eine eigenes Kaffeegemisch, maßgeschneidert auf den Wunsch des Kunden."

Bei Aldi schmeckt der Kaffee also anders als bei Lidl.