Die Sängerinnen und Sänger werden das Werk am Sonntag in der Marienkirche aufführen.

Winsen. "Elf Takte vor B bitte", sagt Reinhard Gräler und hebt die Arme. 70 Augenpaare sind aufmerksam auf ihn gerichtet, als er zu dirigieren beginnt. Der Alt stellt mit klarem Klang das Fugenthema vor, im sechsten Takt setzt der Sopran ein, nochmals sechs Takte später kommt der Bass hinzu, und zuletzt erhalten auch die Tenöre ihren Einsatz. Nach diesem Aufbau haben sich alle Stimmen zu einem großen Ganzen zusammengefunden. Kräftig und schallend tönt es aus allen Kehlen: "Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name!"

Es ist der Schlusschor aus Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium "Elias", den die Kantorei von St. Marien in Winsen hier gerade probt. Am kommenden Sonntag um 17 Uhr steht das große Konzert bevor. Nun arbeitet Kantor Gräler mit seinem Chor daran, die letzten Unsicherheiten auszumerzen. "Singen Sie die Melodie schön aus!", ermutigt er den Alt, "Vergessen Sie nicht, vor dem letzten 'Amen' nochmals zu atmen!", erinnert er den Sopran, "Achten Sie bitte genau auf den Rhythmus!", trägt er den Männerstimmen auf.

Die Sängerinnen und Sänger sind mit Konzentration und Eifer bei der Sache, während sie sich bemühen, die Anweisungen ihres Dirigenten umzusetzen. "Strahlend, freundlich und hell" solle der Klang sein, fordert dieser - und tatsächlich ist beim zweiten Anlauf eine klangliche Veränderung festzustellen. Chorarbeit verlangt Disziplin, doch gelingt es Gräler durch seine freundliche Art, gleichzeitig eine entspannte Probenatmosphäre zu schaffen. Seit Anfang des Jahres übt der Chor nun schon am "Elias" - ganz offensichtlich mit viel Freude und Begeisterung.

Das Oratorium erzählt die Geschichte des gottesfürchtigen Propheten Elias, der vor der Verfolgung durch König Ahab und dessen Frau Isebel in die Wüste fliehen muss. Doch später kehrt er zurück, um für seinen Gott zu kämpfen und den Baalskult zu besiegen. "Es ist ein sehr dramatisches Werk", erläutert Gräler den besonderen Reiz des Stückes. Zudem enthalte es "eine Fülle von bekannten Melodien" und sei für den Chor "sehr gesanglich".

Mit dem "Elias" hat sich die Kantorei zu Mendelssohns 200. Geburtstag ein großes Projekt vorgenommen. Über 100 Chorsänger und Orchestermusiker sind daran beteiligt. Für Kantor Gräler bedeutet eine solche Aufführung nicht nur viel Proben-, sondern auch erhebliche Organisationsarbeit: Noten bestellen, Solisten und Instrumentalisten engagieren, Plakate drucken, Werbung machen, die Finanzierung sichern - im Vorfeld eines Konzertes muss allerlei bedacht und erledigt werden. Nun freut sich Gräler, dass der Vorverkauf bereits gut angelaufen ist und hofft für Sonntag auf viele Zuhörer.

Karten zu 23, 17 und 12 Euro sind bei Optik Maack, in der Praxis Brehm-Pape sowie im Gemeindebüro in der Rathausstraße erhältlich.