Mit dem Gedächtnis ist das so eine Sache. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie gut das bei kleinen Kindern funktioniert.

Wenn man zum Beispiel mit denen Memory spielt, jenes bekannte Gesellschaftsspiel, bei dem Paare gleicher, verdeckt liegender Kärtchen durch Aufdecken im Wechsel der Spieler erkannt werden müssen. Mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit greifen sie nach den richtigen Pärchen.

Erwachsene haben es oft schwer, da mitzuhalten.

Ähnlich souverän gehen zum Beispiel Kellner mit ihrem Gedächtnis um, wenn sie Bestellungen aufnehmen, ohne sich Notizen zu machen. Nicht nur, dass sie die Wünsche aller an einem Tisch sitzenden Gäste im Kopf behalten, jeder einzelne wird wie selbstverständlich mit der richtigen Bestellung bedient.

Wenn ich da an mein Gedächtnis denke, dann kann ich über die Leistungen der erwähnten Gehirnakrobaten nur neidisch staunen.

Allerdings setzte der Besitzer des Chinarestaurants, das wir ab und an gerne einmal besuchen, dieser Tage dem Ganzen noch die Krone auf. Als wir das Lokal betraten begrüßte er uns freundlich und bemerkte scherzhaft: "Dasselbe wie beim letzten Mal?" Als wir ein skeptisches Gesicht machten, fuhr er fort: "Nr. 35 und 38 mit Stäbchen und ein China Bier?" Er hatte recht. Immerhin waren seit unserem letzten Besuch vierzehn Tage vergangen. Ungläubig blickten wir ihn an, ehe er mit einem Lächeln hinzufügte: "Und auch am selben Tisch!"