Bauern im Alten Land müssen investieren, um zu verhindern, dass ihr Obst von schädlichen Pilzen befallen wird.

Jork. Besorgnis bei den Erzeugern im Alten Land. Die Ernteerträge sind vom globalen Klimawandel bedroht, das sagt der Biologe Roland Weber vom Obstbau Versuchs- und Beratungszentrum (OVB) in Jork: "Alle reden davon, dass der Klimawandel kommen wird, aber wir haben Beispiele dafür, dass er schon längst da ist." So gäbe es in der Unterelberegion neue Insektenschädlinge und Pilze: "Das sind eindeutige Folgen." Die Temperatur sei in den vergangenen 30 Jahren um 1,5 Grad Celsius gestiegen und die Apfelblüte beginne etwa drei Wochen früher als Mitte der 70er-Jahre.

Die Schwarze Sommerfäule etwa sei eine Konsequenz des Klimawandels. Der Pilz habe im August 2007 erstmals bundesweit Apfelbäume im Alten Land befallen. "Der Pilz war vorher unbekannt. Wir hatten nicht einmal einen Namen für ihn und so haben wir uns den Titel ausgedacht", sagt der Biologe. In Deutschland sei die Fäule nur in der Pfalz bei Weinstöcken bekannt. Außerdem gäbe es den Pilz auch in wärmeren Regionen wie etwa Frankreich und Afrika. Die extremen Witterungsverhältnisse, die vom Klimawandel ausgelöst würden, seien Grund für die Schwarze Sommerfäule, ist sich Weber sicher: "Die Infektion der Äpfel geschieht bei hohen Temperaturen und heftigen Gewittern." Diese Wetterextreme habe es früher nicht gegeben.

Die Folgen seien schwerwiegend. Die Äpfel verfaulen direkt an den Bäumen und sind auch nicht für die Mosterei geeignet. Die Krankheit sei bereits im Juni an den Früchte erkennbar: Schwarze Punkte sind die ersten Symptome. Kurz vor der Ernte beginne der Faulungsprozess. Bislang habe die betroffenen Obstbauern Ernteeinbußen von etwa zehn Prozent. Weber forscht mit Hochdruck an einem Spritzmittel gegen die Schwarze Sommerfäule. Er ist der Kopf der Entwicklungsarbeit, die vom Projekt "KLIMZUG-Nord - Strategische Anpassungsansätze zum Klimawandel in der Metropolregion Hamburg" unterstützt wird. Dafür müsse aber zunächst der Erreger genau identifiziert werden. Und das ist er noch nicht. Erst danach könne die Behandlung entwickelt, getestet und angewandt werden.

Bislang kämpfen die Bauern mit Handarbeit gegen die Schwarze Sommerfäule. So genannte Mumien seien für die Übertragung der Sporen und damit der Krankheit verantwortlich. Die Mumien sind kleine, schwarze und verschrumpelte Äpfel, die sich nicht weiterentwickelt haben. Ihre Erreger werden bei starkem Regen abgewaschen und infizieren gesunde Äpfel. Doch das Pflücken der Mumie ist teuer. "Pro Hektar Plantage kostet das Erntepersonal mehrere Tausend Euro", so Weber. Deshalb wird derzeit mit Hochdruck an einer Maschine gearbeitet, die im Winter die Mumien automatisch pflückt.

Auffällig sei, dass der Pilz vor allem auf Bio-Höfen vorkomme. "Ökologische Erzeuger sind vermehrt betroffen. Aber auch die Sorte Elstar hat besonders häufig die Schwarze Sommerfäule", sagt Weber. Die Spritzmittel der konventionellen Obstbauern würden mit ihren Spritzmittel automatisch schwächen. "Die chemischen Mittel sorgen für Kollateralschäden." Der Pilz werde aber nur geschwächt und nicht ausgemerzt. "Ist ein Baum einmal an dem Pilz erkrankt, bleibt er es auch." Chemische und biologische Mittel müssten entwickelt werden, um die Ausbreitung zu verhindern und infizierte Bäume zu heilen.

Trotzdem seien die Apfelbäume nicht vom Aussterben bedroht. Die Erzeuger müssten sich dem Klimawandel anpassen und tiefer in die Tasche greifen. Gewinneinbußen seien die Konsequenz, da die Bauern ihre Bäume mehr behandelt müssten. "Wir wollen aber nicht unbedingt mehr spritzen, sondern punktgenauer", so der Biologe.

Dabei ist Tempo gefragt. "Wir müssen in unserer Arbeit verdammt schnell sein und zügig reagieren, weil sich das Klima weiter verändern wird." Außerdem sei Voraussicht und Langfristigkeit gefragt, weil die Bäume rund 20 Jahre geerntet werden. Die Erzeuger planen über Jahre und können nicht kurzfristig ihre Sorten wechseln.

Trotz aller negativen Folgen, bietet der Klimawandel den Erzeuger in der Unterelberegion auch ganz neue Optionen. So könnten neue Sorten angebaut werden.

"Der Breaburn-Apfel, der erst Ende Oktober geerntet wird, wird erst seit wenigen Jahren angebaut", sagt der Biologe. Aber auch neue Früchte könnten angebaut werden: "Wir könnten im Alten Land auch Aprikosen anbauen." Allerdings sei dafür kein Markt vorhanden.