Plastikbuchstaben müssen die Abc-Schützen im Klassenzimmer suchen. Dann gibt es zum ersten Mal eine Hausaufgabe. Zu Besuch in der Schule In der Alten Forst.

Eißendorf. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne - das gilt auch für die neuen Abc-Schützen der Grundschule in Eißendorf an ihrem ersten Schultag. 76 Jungen und Mädchen, große Schultüten im Arm, sitzen zappelig auf Bänken, die in der Turnhalle der Schule Alte Forst aufgebaut sind. Hinter ihnen stehen aufgeregte Eltern, die Digitalkamera zur Hand, meist vor Rührung den Tränen nahe. Gerade sind das Begrüßungsprogramm mit Schulleiter Andreas Wiedemann (45) und Aufführungen der zweiten Klassen zu Ende. Es sollte Eltern und Kindern die Scheu vor der neuen Umgebung nehmen. Das hat bei Sarah Joy (6) gut geklappt. Als ihre Klassenlehrerin Belinda Effmert (43) sie zu sich ruft, geht sie stolz mit ihrem großen Ranzen, bekleidet mit einem lindgrünen Prinzessinnenkleid zu ihr. Auch Ben und Luca können es kaum erwarten, in die Klasse der 1c zu kommen und ihre Federtaschen auszupacken.

"Ich bin auch aufgeregt, freue mich auf die Kinder", sagt Lehrerin Effmert. Im Unterrichtsraum hat sie bereits eine große rote Decke ausgebreitet, auf der ein Stoffhund, bunte Glasperlen und ein Buch mit einem Plastikzauberstab liegen. Die Schreibtische mit den kleinen Stühlen werden von den Kleinen links liegen gelassen, allenfalls dazu benutzt, den Ranzen abzustellen. "Jetzt muss ich erst einmal alle Namen lernen", sagt die 43-Jährige. Der kleine Joshi ist zu schüchtern, vor so vielen ihm fremden Kindern laut zu sagen, wie er heißt. Anna gar nicht. "Ich kenne das von meiner Schwester. Die ist schon auf dem Gymnasium", erzählt sie stolz der kleinen Catherina. Die schaut mit großen Augen "Frau Effmert" an, die ein Buch zur Hand genommen hat. "Da kommt ein Zauberer drin vor, das sieht man auf den Bildern", sagt das Mädchen. Und tatsächlich schwenkt die Lehrerin eine kleine Zauberer-Puppe. Es geht im Buch ums Lesen lernen, um Buchstaben, die plötzlich lebendig werden und um den ersten Schultag eines kleinen Mädchens.

Auf großen Tafeln zeigt die 43-Jährige "A", "O" und "M", lässt die Kinder bunte Plastikbuchstaben im Raum suchen. Sarah Joy ist begeistert. "Das macht Spaß." Und nach einigem Hin und her hat auch Idriss ein blaues "Z" gefunden. "Gib mir fünf", sagt Effmert zu dem Steppke, und er klatscht fröhlich lachend in ihre Hand. Dann dürfen die Jungen und Mädchen Papierschablonen, auf denen ihre Namen vorgefertigt sind, ausmalen. Wer keine Buntstifte hat, erhält welche aus einem großen Schrank. Effmert ist angetan von ihren Schützlingen. "Das machen die ganz toll, sind total konzentriert." Zur Belohnung gibt es gegen Ende der ersten Schulstunde noch den zweiten Teil der Zauber-Geschichte. Dann erhalten die Abc-Schützen die ersten Hausaufgaben ihres Lebens. Belinda Effmert teilt auf Papier gedruckte Schultüten aus. "Da malt ihr zu Hause auf, was eure Eltern euch dort hinein gepackt haben. Das Ergebnis zeigt ihr mir morgen."

Zum Schluss schenkt sie jedem Kind noch ein kleines Präsent, eine Papiertüte mit bunten Aufklebern und Süßigkeiten, öffnet die Tür und lässt die fröhlichen Jungen und Mädchen zu ihren bereits ungeduldig vor der Klasse wartenden Eltern. "Ich hoffe, dass sich die Kleinen später, wenn sie erwachsen sind, gerne an ihren ersten Schultag erinnern", sagt sie lächelnd.