Was er davon halte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den “lieben Herrn Ackermann“ (gemeint ist der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank) einlade, um seinen Geburtstag im Bundeskanzleramt zu feiern, will ein Gymnasiast aus Neu Wulmstorf von dem CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Grosse-Brömer wissen.

Neu Wulmstorf. Der CDU-Direktkandidat aus dem Landkreis Harburg kann nichts Schlimmes daran finden: "Es muss möglich sein, im Kanzleramt Abendessen zu veranstalten, damit die Kanzlerin sich mit Leuten aus Forschung, Kunst und Wirtschaft austauschen kann." Grosse-Brömer setzt sogar noch einen drauf: Solche Treffen sollten auch in den Ministerien möglich sein. "Ich lobe die Kanzlerin", sagt der CDU-Angeordnete aus Buchholz, "dass sie nicht nur allein da sitzt." Da gehe aber auch in zwei Stunden bei Kaffee und Mineralwasser, bemerkt Herbert Schui (Die Linke) - und erntet zustimmendes Lachen im Publikum.

Obwohl beide nach der politischen Farbenlehre weit auseinander stehen: Der Christdemokrat Grosse-Brömer und der Linke Schui scheinen bei den Jugendlichen am Gymnasium Neu Wulmstorf am meisten zu punkten. Die Fachgruppe Politik-Wirtschaft der Schule hatte gestern die fünf Direktkandidaten zur Bundestagswahl im Landkreis Harburg eingeladen. Neben Grosse-Brömer und Schui noch Nicole Bracht-Bendt (FDP) aus Trelde, Hans Christian Friedrichs (Grüne) aus Reppenstedt und Monika Griefahn (SPD) aus Buchholz. 300 Schüler durften "ihren" Kandidaten Fragen stellen.

Auf dem Podium gilt eine eiserne Regel: Die Politiker haben höchstens 90 Sekunden Zeit, eine Frage zu beantworten. Moderator Cornelius Wolff (17) achtet streng auf die Uhr - und so entstehen Dialoge, die mancher Polit-Talkshow im Fernsehen gut tun würde: "Entschuldigung, aus zeitlichen Gründen wäre es gut, wenn sie nur auf die gestellte Frage antworten", weist der Gymnasiast die Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn zurecht. "Ich wurde gefragt", wehrt diese sich noch. "Sie haben noch 20 Sekunden", lässt sich Cornelius nicht beirren.

Was fragen Schüler ihre Bundestagskandidaten? Die Gymnasiasten wollen zum Beispiel wissen, warum die geplante Autobahn 26 so nah an das Dorf Rübke heranrückt. Ob sie es richtig fänden, dass große Banken Milliardenkredite vom Staat erhalten, aber diese Banken kleinen Unternehmen keine Kredite mehr gäben. Oder ob die Politiker es gerecht fänden, dass junge Leute sich für das Studium verschulden müssten, bevor sie überhaupt arbeiten würden.

Die zum Schluss geplante Rederunde, in der die Schüler ihre Meinung zur Diskussion sagen sollten, fällt aus - die 90 Minuten sind um. Deshalb verraten die drei Schüler-Moderatoren dem Abendblatt, wer sie am meisten beeindruckt hat - oder wer enttäuscht hat: "Die CDU und, überraschend, die Linke haben mich am meisten überzeugt", sagt Cornelius. Julia Riese (17) fand Michael Grosse-Brömer und Hans Christian Friedrichs am redegewandtesten. Enttäuscht zeigt sich Jonas Schultz (18) von der FDP-Kandidatin Nicole Bracht-Bendt: "Sie hatte viele Versprecher."