Im Wohngebiet Am Flidderberg kommen schwere Fahrzeuge schlecht durch. Entgegen kommende Rettungswagen können nicht vorbei.

Höckel. Etwa 20 abgebrannte Häuser und ein Herzinfarktpatient, der wohl nicht rechtzeitig gerettet werden konnte - das wäre die Bilanz eines Waldbrandes im Wohngebiet Am Flidderberg. Zum Glück war dies in dem zur Gemeinde Handeloh gehörenden Ort Höckel nur eine Übung, an der über 180 Feuerwehrleute teilnahmen. Mit dabei waren die Wehren aus Welle, Handeloh, Tostedt, Todtglüsingen, Todtshorn, Kampen, Otter, Bötersheim und Dohren sowie ein Zug der Kreisbereitschaft und die Schnelle Einsatzgruppe (SEG) Heide des DRK. Der schon länger schwelende Konflikt hinter der Übung ist die Frage der Befahrbarkeit der großenteils privaten Wege in dem Wohngebiet. Zwei Fahrzeuge, zumal breite Feuerwehr-Lkw, können hier kaum aneinander vorbeifahren. Die Folgen sind laut Dieter Hellberg, Ordnungsamtsleiter der Samtgemeinde Tostedt, und dessen Stellvertreter Jürgen Lürtzing Verzögerungen bei der Brandbekämpfung und beim Abtransport von Patienten, die während der Übung von Mitgliedern der Jugendfeuerwehren Welle und Handeloh gespielt wurden.

In einem Fall hätte es für einen Herzinfarktpatienten "sehr kritisch" werden können, so Dieter Hellberg, weil die Wege für die Rettungswagen des DRK blockiert waren - zum Teil durch das Feuer und zum Teil durch im Einsatz befindliche Feuerwehrfahrzeuge. Probleme bereitete den Einsatzkräften auch, dass Straßen wie der Ginsterring oder der Erikaweg nicht durchgängig befahren werden können. Das habe zum Teil "die Kräfte unbeweglich" gemacht, Feuerwehrleute mussten "mit Schläuchen durch den Wald rennen".

Für Jürgen Lürtzing, der auch stellvertretender Handeloher Gemeindedirektor ist, ist dies "ein brennendes Thema". Er verweist auf einen Bebauungsplan aus dem Jahr 1980, der für alle Straßen im Flidderberg-Gebiet rechtsverbindlich Breiten zwischen sechs und neun Metern vorsehe. In einem Schreiben an die Anwohner forderte Lürtzing im Juni eine Mindestbreite von 5,30 Metern. Derzeit sei die Situation die: "Ein Fahrzeug in der Straße, und nichts geht mehr." Die Anwohner müssten ein Interesse daran haben, dass im Ernstfall Feuerwehr und Rettungskräfte keine Zeit verlieren und dass sie selbst "schnell genug da herauszukommen". Viele Anlieger seien wegen der Wegebreiten beunruhigt, sie hätten die Übung begrüßt, so Lürtzing.

Einer von ihnen ist Klaus Dörtelmann (81), der sich Sorgen um die Sicherheit der Bewohner macht. Die Übung habe gezeigt, "wie gefährlich es ist, wenn es hier brennt". Selbst habe er bereits zweimal einen Rettungswagen und einen Notarzt benötigt, die bei der Anfahrt dann im Erikaweg plötzlich "vor Bäumen standen" und nicht weiter kamen. "Die Bürger haben nichts gegen Brandschutz", betonte Harald Stemmler: Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft Handeloh (FWH) vertritt nach eigenen Angaben mehr als 50 Anwohner. Unstrittig sei es, dass Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge zu den Grundstücken kommen müssen. Die Bürger hätten aber Angst vor einer Verdichtung der Bebauung, wenn die Wege breiter werden. Ein Mindestmaß von 5,30 Metern sei inzwischen "aus der Welt", es habe darüber ein einvernehmliches Gespräch mit Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann (CDU) gegeben. Um den Brandschutz sicherzustellen, müssten eventuell einzelne Ausweichstellen geschaffen werden, außerdem müssten die Sackgassen über Wendemöglichkeiten verfügen. Zur Klärung dieser Fragen sollten in Kürze weitere Ortstermine stattfinden.

Eng werde es, wenn Rettungswagen im Einsatz oder Anwohner auf der Flucht an den Feuerwehrwagen vorbei wollten, so Birger Meyer, der Pressewart der Freiwilligen Feuerwehr Tostedt. Ein Löschfahrzeug, das an Schläuche angeschlossen ist, könne "nicht mal eben wegfahren". Insgesamt seien während der Übung die Aufgaben "abgearbeitet" worden. Meyer: "Es war nicht so schlimm, dass wir die Haare gerauft hätten."

Die Übung soll nun ausgewertet werden, daraus ergeben sich dann die weiteren Schritte. Jürgen Lürtzing ist allerdings sicher: "Das Thema wird uns noch eine ganze Zeit beschäftigen."