Bei zwei Gewerbeimmobilien stehen Zwangsversteigerungen an. Andere Gebäude sind leer. Der Rest vom ehemaligen Meyn-Gelände ist nicht vermarktet.

Neu Wulmstorf. Ein Prachtboulevard, wenn sie es überhaupt mal war, ist die Hauptstraße (B 73) in Neu Wulmstorf schon lange nicht mehr. Mit den trist wirkenden breiten Beton-und Asphaltstreifen vor vielen Geschäften erinnert die Hauptstraße an eine amerikanische Kleinstadt. Jetzt hat offenbar die Wirtschafts- und Finanzkrise Neu Wulmstorfs bekannteste Meile erreicht: Bei zwei Gewerbeimmobilien stehen Zwangsversteigerungen an, ein Wohn- und Geschäftshaus ist bereits unter den Hammer gekommen. Es geht um Werte von insgesamt mehr als 1,9 Millionen Euro.

Der dickste Brocken: das ein wenig wild zusammengeschustert wirkende Geschäfts-, Büro- und Wohnensemble auf dem 2312 Quadratmeter großen Grundstück an der Hauptstraße 28. Das Amtsgericht Tostedt beziffert den Wert auf 1,365 Millionen Euro. Bekanntester Mieter ist das Restaurant "China Palast". Außerdem sind hier noch die Anora Internationale Speditions GmbH, eine Spielhalle und eine "private Sportgruppe" untergebracht. Der Gerichtsgutachter geht davon aus, dass der künftige Käufer die derzeitigen Mieteinnahmen von rund 146 600 Euro im Jahr nicht mehr erzielen wird. 134 800 Euro hält er für realistisch.

Dass das 1979 gebaute Gebäude nicht mehr ganz zeitgemäß ist, drückt der Gutachter so aus: "Die Fassade des Erdgeschosses bietet eine ursprünglich architektonisch interessante, heute nicht mehr so ansprechende Sichtbetonfassade." Das Haus sei in einem mäßig gepflegtem Zustand. Die geschätzten Sanierungskosten: 295 000 Euro. Das Amtgericht Tostedt hat die Zwangsversteigerung für Dienstag, 25. August, 13.30 Uhr angesetzt (Aktenzeichen: 12 K 111/07).

Abgewendet ist mittlerweile die Zwangsversteigerung des Wohn- und Geschäftshauses an der Hauptstraße 22 - sie war ursprünglich für den 27. August vorgesehen. Das gepflegte Gebäude gehört zu den schöneren Adressen an der Hauptstraße (1975 gebaut, 2000 umgebaut und erweitert). Mieter ist unter anderem die HypoVereinsbank. Zwangsversteigert werden soll allerdings noch ein knapp 74 Quadratmeter großes Büro im ersten Obergeschoß sowie fünf Tiefgaragenstellplätze. Eigentümer ist jeweils die K Bau Grundbesitz und Bauträger GmbH. Das Büro hat laut Gutachten einen Wert von 115 000 Euro, die Garagenparkplätze kosten jeweils 15 000 Euro. Die Versteigerung ist am Dienstag, 22. September, 13.30 Uhr im Amtsgericht Tostedt (Aktenzeichen: 12 K 99/08).

Zwangsversteigert wurde bereits im Juli ein freistehendes Wohn- und Geschäftshaus mit 34 Quadratmeter großem Laden und 1232 Quadratmeter großem Grundstück an der Hauptstraße 24. Den Verkehrswert hat das Gericht auf 380 000 Euro festgesetzt. In der Regel, so heißt es beim Amtsgericht Tostedt, beträgt der Kaufpreis bei Versteigerungen dann 70 Prozent dieses Wertes. Die angespannte Lage am Gewerbeimmobilienmarkt in der Neu Wulmstorfer Hauptstraße runden der Leerstand eines Geschäftshauses und das seit Jahren nicht vermarktete Restgrundstück des früheren Möbel Meyn-Geländes ab.

An dem Gesamtbild in Neu Wulmstorfs Durchgangsstraße wird sich voraussichtlich so schnell nichts ändern: Ein planerisches Gesamtkonzept für den gesamten Kernort Neu Wulmstorf, das auch Impulse für die Hauptstraße setzen könnte, hat die Gemeinde laut Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) erst einmal zurückgestellt. Mit den Planungen für den Logistikpark in Mienenbüttel und mit der Vollendung des Bahnhofsviertels ist die Gemeinde ausgelastet.

Der Immobilienmarkt an der Hauptstraße in Neu Wulmstorf sei aber nicht schwieriger als anderswo, sagt Jörg Lojewski, Experte für den Hamburger Süden beim Hamburger Immobilienbüro Engel & Völkers. Dass der Pleitegeier gleich an drei Stellen kreist, sei ein Ausdruck der allgemeinen Wirtschafts- und Finanzkrise. Viele Unternehmen würden Investitionsentscheidungen noch hinausschieben.

Lojewski weiter: Die Hauptstraße sei kein klassischer Standort für Büros. Tankstellen, Discounter und die Bürgerketten würden aber auch in der Krise Standorte suchen. Das Problem in Neu Wulmstorf: Die Einwohner hätten zwar eine hohe Kaufkraft, sie gäben das Geld aber woanders aus, vor allem in Hamburg. Für die Zukunft sagt Lojewski: "Wenn die A 26 fertig sein wird, werden Neu Wulmstorf und Buxtehude eine starke Achse bilden."