Er ist 20, er wohnt in einem Kellerloch am Prenzlauer Berg und er ist nicht gerade ein schreiberisches Ausnahmetalent. Die Rede ist von Jesper Lier, dessen Roman “Der Leidensgenosse“ zu einem mehr als 1000 Seiten starken Monstrum angeschwollen ist.

Autor Benedict Wells, gefeiert für seinen rasanten Erstlingsroman "Becks letzter Sommer", legt mit "Spinner" ein weiteres Buch nach. Dieser neue Roman kommt als schlendernde Alltagsprosa daher und begleitet seinen modernen Antihelden Jesper mit zwei Freunden auf Partytour durch Berlin. Bevor Jesper langsam in seiner Wohnung der Melancholie, den Tabletten und aufmunternder Alkoholrationen als sonderlicher Schreiberling verfällt, reißen Gustav und Frank ihn aus seiner Isolation heraus und hinein in das wilde Partyleben. Bei ihrem Streifzug durch Berlin erlebt das skurrile Dreiergespann, wie die Stadt immer verrückter wird - und auch die große Liebe stellt sich ein. Zumindest blinzelt sie zart herüber.

Benedict Wells gewinnt der Hauptstadt neue und originelle Seiten ab, schreibt bewusst subjektiv und mit der Geste des Jungseins. Er liefert damit sicher so etwas wie den Sound seiner Generation, auch wenn der dann eben manchmal verdammt jung wirkt. Macht nichts: der Autor ist ja gerade erst 25 Jahre alt. Er soll übrigens schon wieder am nächsten Roman schreiben.

Benedict Wells, Spinner, Diogenes