Der holländische Fotograf Herman Ijsseling hat Bilder von Schiffen in Not gemacht. Zu sehen sind sie jetzt im Küstenschifffahrtsmuseum.

Wischhafen. Er sieht ganz zahm aus und ist doch ein "harter Hund". Denn für seine Bilder riskiert der holländische Fotograf Herman Ijsseling immer wieder Kopf und Kragen. Wenn er in seine doppelmotorige Cessna 334 Skymaster steigt, traut sich für gewöhnlich kein anderer Pilot mehr in den Himmel, denn Ijsseling hat sich auf ganz besonders komplizierte Motive spezialisiert: Schiffe im Sturm.

Nach dem Abitur hat der 1964 in Castricum geborene Holländer mit seiner Firma Flying Focus angefangen, Schiffe aus der Luft abzulichten. Bei Windstärke 10, wenn die Wellen sich in der Nordsee bis zu 15 Meter hoch auftürmen, fliegt der holländische Extrem-Fotograf durch die stürmische Luft und fotografiert mit seinen speziell umgerüsteten Flugzeugen und Kameras - oft im Auftrag von Reedereien und Unternehmen - Frachter, Fischkutter, Bohrinseln und Versorgungsschiffe, die mit ihren Besatzungen gegen die Kraft des Meeres mühevoll ankämpfen. Nur selten gelingt es Fotografen, die Naturgewalten so eindrucksvoll einzufangen, wie dem Holländer.

Alleine vom Betrachten seiner spektakulären Fotos wird so mancher zart besaiteter Betrachter seekrank und bekommt prompt Mitleid mit den Seemännern, die der ungeballten Kraft der stürmischen See immer wieder ausgesetzt sind.

Einige seiner eindrucksvollsten Fotografien sind nun erstmalig im Kehdinger Küstenschifffahrtsmuseum zu sehen. Vom 31. Juli bis 15. November werden dort unter dem Motto "Kümos im Sturm" ausgewählte und in Deutschland bisher noch nicht gezeigte Bilder des Holländers ausgestellt. Für so manchen Kehdinger wird die Ausstellung alte Erinnerungen wecken. "Es gibt hier etliche Männer, die das erlebt haben, was Ijsseling in seinen Fotos zeigt", sagt Museumsleiter Volker von Bargen. Die großen Sturmfluten der 60er- und 70er-Jahre sind vielen noch in Erinnerung, und mehr als ein Kehdinger war damals bei Sturm an Bord eines Schiffes auf der Nordsee unterwegs. "Da sind manche Kehdinger wirklich nur mit knapper Not entkommen. Das waren für die Seemänner natürlich prägende Momente", erzählt von Bargen. Die alten Seebären wussten zwar, dass sie in Gefahr waren. Wie gefährlich das Meer aber ist, das haben viele erst beim Anblick von Ijsselings Fotos erkannt, so von Bargen. "Vom Schiff aus sieht man zwar die Gischt über den Bug schießen und dass das Schiff schwer zu kämpfen hat", erklärt der Museumsleiter, "doch der Blick von Oben auf die Schiffe, den Ijsseling bietet, den hatten die Seeleute natürlich nicht.

Bei der Eröffnung der Ausstellung wird der Fotograf übrigens nicht vor Ort sein können, denn vor wenigen Monaten hätte ihn einer seine Einsätze fast das Leben gekostet: Am 8. April stürzte Ijsseling auf der holländischen Insel Texel mit einer Piper Cub nach einem Fotoshooting neben die Rollbahn und verunglückte dabei schwer. Erst in rund einem Jahr wird der Niederländer wieder in die Lüfte steigen können, um neue, spektakuläre und natürlich gefährliche Bilder machen zu können. Doch der Fotograf lässt sich, obgleich noch nicht genesen, schon jetzt wieder durch die Lüfte fliegen.